Heiger Ostertag

Buchvorstellung: Fliehende Zeit

 

 Fliehende Zeit: Den Herzschlag spüren, den Atem in der Brust fühlen ­ der morgendliche Lauf eines Sportlers entführt den Leser in eine Welt, in der seltsame Dinge passieren. Eine gesichtlose Leiche treibt im See, in dunklen Zirkeln entstehen düstere Pläne. Stuttgart und seine politischen Schaltzentren werden zum Schauplatz einer bewegten und aktionsgeladenen Handlung. In dieses turbulente Geschehen geraten Anna Tierse und ihre Freundin, die Kriminalinspektorin Kathrin Schröder. Erst in buchstäblich letzter Minute gelingt es ihnen, der "fliehenden Zeit" zuvorzukommen und den Fall vor dem geplanten, schrecklichen Finale zu lösen.
Bereits im ersten Teil der Trilogie, im Roman "Fallender Schatten", klärte das Duo einen mysteriösen Todesfall in einer bekannten Stuttgarter Waldorfschule. Die Tat erwies sich als der Anfang einer Reihe von Verbrechen, deren Ursache in einem fernen "Früher" lag. Mit den ganz eigenen und neuen Methoden ihres Berufes durchdrang die Eurythmistin Anna Tierse die schwarzen Schatten der Vergangenheit und brachte am Ende Licht in das gefährliche Dunkel. Auch im entstehenden dritten Teil "Fließende Nebel" werden sie und Kathrin Schröder entscheidend dazu beitragen, eine Serie von unheimlichen Morden im studentischen Milieu einer alten Universitätsstadt aufzuklären.

Der Autor Dr. Heiger Ostertag war zunächst Offizier und Pilot in der Luftwaffe. Anschließend studierte er Skandinavistik, Germanistik und Geschichte in Freiburg. In den folgenden Jahren war Dr. Ostertag als Dozent für Geschichte in München und in der Forschung in Freiburg tätig. Heute kann er auf eine langjährige Lehrtätigkeit im süddeutschen Raum sowie auf zahlreiche Veröffentlichungen zurückblicken.
Mit seiner Trilogie hat er der Kriminalliteratur ein neues exotisches Milieus erschlossen: die Welt der Waldorfbewegung, der Anthroposophie - und der Eurythmie!


Leseprobe:
Ein junger Morgen. Ein Morgen, an dem er lief. Ein früher Morgen im beginnenden Sommer. Mai, Juni. Heiße Tage, warme Abende würden kommen. Immer längere Tage. Immer mehr Licht und Helle.
Zum See hinunter trug ihn jetzt der Schritt, zügig, sicher, unaufhaltsam. Vorwärts. Auf dem Wasser noch Morgenschleier, weiße Schwaden, ein Dämmern. Vom Osten ein kräftiger roter Schimmer, der Schein des frühen Morgens, ein Versprechen des Tages, frisches, neues Licht. Und überall Vogelrufe, gewissenhaft die frühe Stunde kündend. Hell der junge Osten, grau noch, fast nachtschwarz gegenüber der Westen.
Und der Osten lag hinter ihm, er bewegte sich auf Westen zu. Dorthin, wo der Tag endete.
Nun umrundete er den See, umkreiste das graugrüne Wasser, die vom Morgenwind leicht gekräuselten Wellen. Lief dem Wegbogen nach, die beiden Inseln lagen in der Mitte. Die größere mit dem dunklen, sakralisierten Gebäude in dunklem Gestein. Und die andere, die zweite Insel mit der Vogelhütte. Wo die Vögel kreischten, aufgeregt krächzten, unmelodische, kehlige Laute ausstießen. Geflatter, Flügelschlagen, kreisendes Schweben. Ein merkwürdig abruptes Auf und Nieder. Ungewohnt, seltsam, nicht passend. Etwas schien dem Läufer eigenartig, mutete ihm fremd an. Er konnte es nicht einordnen. Und es störte den Rhythmus seiner Schritte.
Das stimmte nicht mit seiner Erinnerung überein. Die vielen Morgen, die er hier vorbei gelaufen war. Die Ruhe gespürt, die Vögel gehört hatte. Aber nicht so erlebt. Etwas war anders. Und dann sah er das Boot dort. Das blaue Boot drüben an der Insel, es störte die Ordnung der Stille, es gehörte nicht dorthin. Das Boot hatte er vorher hier nie gesehen. Boote lagen an der anderen Seite am Ufer bei der kleinen Anlegestelle, waren fest gekettet und verschlossen.
Er schüttelte leicht den Kopf. Seltsam. Er hielt aber nicht inne im Lauf, lief im trabenden Rhythmus weiter. Da wurde erneut seine Aufmerksamkeit eingefangen. Dort drüben auf der Vogelinsel sah er eine schlanke Gestalt. Sie winkte ihm heftig zu, rief etwas, was er nicht verstand. Er verlangsamte den Lauf, wieder schien die Gestalt ihm zuzurufen, doch noch immer konnte er nichts verstehen. Hinter ihm aber war plötzlich das Geräusch von raschen Tritten zu hören. Er zögerte, wandte im Laufen kurz den Kopf. Da war er wieder, der Läufer von vorhin, den er längst hinter sich gelassen glaubte. Merkwürdig. Er konzentrierte sich auf den Weg, lief härter an, lief schneller, legte einen Zwischenspurt ein. Das wäre doch gelacht, wenn er den Fremden nicht ...

Da traf ihn einer harter, schmerzlicher Schlag in den Rücken, völlig unerwartet, und ließ ihn nach vorne schnellen. Unwillkürlich presste er die Arme auf die Brust, bemühte sich Luft zu bekommen. Er stolperte, riss noch einmal die Arme hoch. Er keuchte, röchelte, rang mit dem Schmerz. Dann brach der Mann zusammen, fiel nach vorn auf das Gesicht. Lag im Matsch des braunen Uferbodens, der rechte Fuß zuckte, dann rührte er sich nicht mehr. Nur der Stoff seiner Jacke zeigte auf seinem Rücken eine dunkle Stelle, die sich rasch rot verfärbte.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 2006-07-24. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).