Gisela Segieth

Nie mehr allein...

 
 
 
 
Gartengespräche

Ne Schnecke ich im Garten fand
sie meinte „wir sind wohl bekannt“
ich fragte sie „woher, warum?“
und fühlt mich dabei richtig dumm.

Darauf wollt sie kein Antwort geben
stattdessen meinte sie „im Leben
sind alle sich sehr wohl bekannt
und meist auch zusätzlich verwandt.“

Ich schaut sie an und musste lachen
und meint zu ihr „ja, du sagst Sachen
die ich heute sehr lustig find
du brabbelst vor dich wie ein Kind.

Dann schaut ich sie genauer an
und was ich sah, ich sagen kann
die Arme tat mir sogleich leid
drum opferte ich gern mein Zeit.

Ganz nackig kroch sie vor sich hin
und mir kam sofort in den Sinn
ich sollte ihr nen Frack gleich machen
da sie wohl hat ja keine Sachen.

Ich sprach zu ihr „Halt einmal an,
damit ich gleich Maß nehmen kann
dann setz ich mich an die Maschin(e)
für dich krieg ich nen Frack wohl hin.“

Die Schneck war davon sehr erbaut
ja, deshalb lachte sie auch laut
und meinte nur zu mir verschmitzt
„Ok, das mach ich, ist geritzt!“

So ging ich rein und kam heraus
mit Maßband gleich aus meinem Haus
die Schnecke war noch immer da
was ich vom Fenster aus schon sah.

Ich schritt sogleich auch auf sie zu
sieh sah mich an und war im Nu
schon einen Millimeter weiter
geklettert auf der Hühnerleiter.

Sie schaut mich an und meinte keck
„Ich mich vor dir hier nicht versteck
nein, ich komm lieber zu dir hin
da klar und gut ist doch dein Sinn.“

„So brauchst du dich auch nicht zu bücken
denn das schont gleich mal deinen Rücken
wart nur, bei mir geht’s nicht so flott
doch üb daran nur keinen Spott.“

Ich musste lachen, doch hielt inne
als ich daneben sah ne Spinne
die sich das Ganze auch ansah
und fragte sich, was da geschah.

„Was habt Ihr vor“, wollte sie wissen
„tut Ihr etwa etwas vermissen?
Ja sagt mir nur, was Ihr hier macht
denn ich hab selten so gelacht.“

„Ihr zwei, ja, Ihr seht wirklich aus
als kämet Ihr nur selten raus
doch hier bei diesem schönen Wetter
scheint auch für Euch die Welt gleich netter.“

„Hey Spinne“, grüßt die Schnecke sie
„ja, ich bin wirklich selten hie
doch find ich das gar nicht zum Lachen
was du hier tust für Sprüche machen!“

„Na, na, was soll denn dieser Streit
wo bleibt denn da die Freundlichkeit?“
fragt ich, da ich dies nicht gern mag
wenn sich zwei streiten übern Tag.

„Ja, wie geht Ihr mit Euch denn um?
Ach bitte, nehmt es mir nicht krumm
doch ich kann keinen Streit gebrauchen
da mich schon tut die Sonne schlauchen“

Das teilte ich den beiden mit
die mich ansahn, als wärn sie fit
sie lachten nur und meinten gleich
„An Zeit bist du wohl gar nicht reich.“

„Nein, bin ich nicht“, so gab ich zu
„und außerdem möchte ich Ruh,
da ich heut noch mehr machen will
deshalb seid Ihr nun bitte still.“

„Dir, Schneckchen, nehme ich nun
Maß“, sagt ich und sie „ach, ich vergaß
dass du mir willst nen Frack heut machen“
da musst die Spinne ganz laut lachen.

„Was will ne Schnecke mit nem Frack“
fragt sie „Ihr reicht doch auch ein Sack
sie hat ja nicht mal Spinnenbeine
die süße Arme hier, die kleine.“
 
Darauf die Schnecke weinte laut
da sie davon war nicht erbaut
was ihr die Spinne sagte hier
und nun liefen die Tränen ihr.

„Halt, Schneckchen, sei mir doch nicht gram“
die Spinn nahm sie gleich in den Arm
und wiegte sie so wie ein Kind
als plötzlich kam ein arger Wind.

Er hob sie runter von der Leiter
und meinte „Ihr seid nicht gescheiter
gar gleich wie Esel, diese dummen
mit ihren Beinen vier so krummen.“

„Seit wann hat man denn das gesehn
dass Spinn und Schnecken sich verstehn?“
das wollt er von den Beiden wissen
wobei ich tat Kaffee vermissen.

„Wisst´s was, ich gehe wieder rein
und lasse Euch jetzt mal allein“
erklärte ich nun allen gleich
denn mir wurden die Beine weich.

„Nein, nein“, so rief die Schnecke schnell
„komm her, denn ich find´s gar nicht hell
dass du versprichst mir einen Frack
und jetzt haust du gleich in den Sack“.

„Ich komme nun zu dir herüber
da es ja hier wird eh schon trüber
und dann, ja dann nimmst du mir Maß
nachdem ich eine Raupe fraß.“

Zur Spinn, zu der sie sich gewandt
meinte sie laut „Ich hab erkannt
dass du mir wohl gesonnen bist
glaub mir, dies keine Schneck vergisst!“

„Doch nun, du Spinne, muss ich gehn
wir beide uns bald wiedersehn
ich freue mich schon heut darauf
und heb dir auch ne Raupe auf.“

Die Spinne meint „Auf Wiedersehn
ich kann das hier zwar nicht verstehn
was du willst mit nem schwarzen Frack
wo dir doch fehlt so mancher Lack?“

„Doch wenn du es so haben willst
und damit deine Sehnsucht stillst
dann soll es recht sein mir auch heut
dich hier zu sehn hat mich gefreut.“

Der Wind, er drehte sich gleich um
und nahm uns sicher auch nicht krumm
dass wir uns kümmerten nun schnell
ums Maß nehmen auf nem Gestell.

Und als dann Maß genommen war
meinte die Schneck „Bis nächstes Jahr
dann komm ich wieder mal hierher
denn dich zu finden ist nicht schwer.“

„Halt, hier geblieben“, sagt ich laut
hatt meinen Ohren nicht getraut
„du wartest bis ich fertig bin
denn deinen Frack, den krieg ich hin.“

„Ja, ja, ich weiß, bis nächstes Jahr“
sagte die Schneck, der gar nicht klar
dass ich dazu nicht lange brauch
da ich den Stoff hier habe auch.

„Nein, nein“, gab ich zur Antwort ihr
„denn ich habe schon alles hier
was nun zum Nähen heut gehört
und wenn du weg kriechst, das nur stört.“

„Nun gut, dann bleib ich eben da
und warte hier bis nächstes Jahr“
meinte die Schnecke hier und jetzt
das hat mich dann doch sehr verletzt.

„Meinst du, nur weil du langsam bist
denn wirklich, dass sich stets bemisst
die Zeit der andren auch daran?
Ich will dir zeigen was ich kann.“

Das sagt ich ihr, nun doch sehr streng
da langsam wurd die Zeit mir eng
„komm, schau nur zu wie ich es mach
ich kann sie wohl, hier, meine Sach.“

Und noch bevor der Abend da
die Schnecke sich einmal versah
war fertig schon für sie der Frack
und sie erstrahlt in neuem Lack.

Wie glücklich war die Schnecke nun
und mir war´s danach auszuruhn
denn mich hat das sehr müd gemacht
doch Schneckchen hatte froh gelacht.
 
„Ach schau, was bin ich doch so fein
ja jetzt, da kann ich glücklich sein
nun suche ich mir gleich ne Frau
das weiß ich sicher und genau.“

So sprach die Schnecke jetzt zu mir
„denn dazu bin ich heute hier
hab mir gedacht im Garten fein
muss ich nicht lang alleine sein.“

Und noch bevor wir uns versahn
krähte vom Kirchturm schon der Hahn
der neue Tag kam ganz geschwind
und mit ihm auch Gevatter Wind.

„Ich wollt nur mal die Schnecke sehn,“
meinte der Wind „ich will verstehn
ob eine Schnecke mit nem Frack
denn anders ausschaut als geback.“

„Ja, ehrlich muss ich Euch nun sagen
dass ich schon hab an manchen Tagen
gesehn was man mit Schnecken macht,“
sagt er und hatte nicht gelacht.

„Doch du hast wirklich Wort gehalten
dein Zunge, sie war nicht gespalten
du hast der Schneck nen Frack genäht
das hab von weitem ich erspäht.“

„Und dafür mein ich´s dir nun gut.
Ich blase nicht aus Übermut
dir strengen Wind hier ins Gesicht
denn du hast´s wirklich gut gericht.“

„Dafür sag Dank ich dir ganz schnell
bevor es wird so richtig hell
und dann will ich gleich wieder fort
zu wüten an nem andren Ort.“

„Euch beiden wünsch ich nun ne Zeit
da es Euch gut geht, Ihr bereit
seid, immer ganz viel Freud zu haben
mögt Ihr erhalten gute Gaben.“

Noch bevor wir uns umgesehn
da war es schon um uns geschehn
die Spinne, sie kam auch hervor
und flüsterte in unser Ohr.

„Mensch, ich hätt dieses nicht gedacht
was ein Frack aus ner Schnecke macht
sie sieht ja wirklich ganz toll aus
so geht sie sicher gerne raus.“

„Hast du jetzt Zeit für mich zu machen,“
ich musste herzlich drüber lachen
„ne schöne rote Zipfelmütz
damit ich meine Rübe schütz?“

„Ein andres Mal, sicher sehr gern
doch nun muss ich, da dieser fern
zuerst mal meinen Freund abholen
sonst sagt er mir, bleib mir gestohlen.“

„Doch da ich dieses ja nicht will
verhalte ich mich nun ganz still
drum lasst mich gehn bis nächstes Mal
denn sonst schafft Ihr mit eine Qual.“

„Nein, nein, das wollen wir doch nicht
denn du bist ja nicht in der Pflicht
es uns hier allen recht zu machen“
taten die beiden nun laut lachen.

„Hab Dank“, sagte das Schneckentier
und bin ich wieder einmal hier
dann komm ich gerne zu dir rein
da es bei dir so schön kann sein.

„Auch ich sag Dank“, erklärt die Spinn
„denn es war schön bei dir hier drin
und bin ich wieder einmal da
ich bei dir nach dem Rechten sah.“

Ich hatt für beide noch zum Schluss
nen ganz herzlichen Abschiedsgruß
dann drehte ich mich einmal um
bevor mein Freund es mir nahm krumm.

Und düste los, so schnell wie nie
ohne zu fragen nach dem „Wie
bezahlst du nun wohl deinen Frack
der dir ab heut schenkt neuen Lack?“

Denn das war mir nur zu egal
da ich sah Lächeln ohne Zahl
das jetzt verleiht mir neue Kraft
mit der sich leicht der Alltag schafft.

Und geh ich wieder einmal raus
dann schaue ich nach Tierlein aus
die meine Hilfe brauchen bald
bevor es ihnen einst wird kalt.

Mich selbst erfreut noch jedes Tier
das mich begleit ihm Heut und Hier
und mir so schenkt in meinem Leben
viel Freud, die ich möcht weitergeben.

Ach, könnten alle Tiere machen
mit Menschen fröhlich ihre Sachen
dann gäb es längst nicht so viel Leid
und jeder hätt ne schöne Zeit.

Deshalb, mach deine Augen auf
und achte auch einmal darauf
im Garten bei nem Tier zu sein
denn dann bist du nie mehr allein.
 

Sagt mal, wer hat eigentlich gestern ausprobiert was ich unter "Probiers mal" geraten habe? Mich würde sehr interessieren was dabei heraus kam.

LG Gisela
Gisela Segieth, Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.07.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

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