Die Beichte
An einem Freitag war’s, schon ganz schön spät,
ein Mann zu seinem Pfarrer geht.
Um sein Gewissen zu erleichtern,
möchte’ er beim Priester seine Sünden beichten.
Der Pfarrer nahm in seinem Beichtstuhl Platz.
Der Mann begann die Beichte mit dem Satz:
„Ich hab gesündigt, und zwar schwer.
Deshalb komm’ ich zum Beichten her.“
„Im letzten Krieg ist eine Frau zu mir gekommen.
Ich hab’ sie bei mir aufgenommen.
Die Dachkammer hab’ ich ihr gegeben,
um den Krieg zu überleben.“
„Das war sehr ehrenvoll, mein Sohn,“
sprach der Pfarrer in ganz sanftem Ton.
„Gott freut sich über deinen Mut.
Wer anderen Menschen Gutes tut,
muss gar nicht um Vergebung flehen.
Er hat gar keine Sünden zu gestehen.“
Der Priester freundlich lächelnd ihn anblickt.
„Das ist nicht alles,“ sagt der Mann geknickt.
„Diesem jungen hübschen Weibe
rückte ich alsbald zu Leibe.
Jeden Abend, jede Nacht
hab’ ich mit ihr im Bett verbracht.
Und an den Wochenenden war’s noch schlimmer,
da ging ich mehrmals auf ihr Zimmer.“
Der Priester tröstet den geknickten Mann:
„Das hört sich alles menschlich an.
Die Versuchung, die gehört zum Leben.
Deshalb wird Gott euch beiden das vergeben.
Du kannst beruhigt sein, mein lieber Mann,
ER sieht das nicht als Sünde an.“
„Einen Rat, Hochwürden, brauch’ ich doch.
Eine Frage hab’ ich noch,
die liegt mir schwer im Magen:
Soll ich dieser Frau heut’ sagen,
dass es keinen Krieg mehr gibt?“
© Patty Patrick
3. September 2008