Helga Siebecke
Das letzte Blatt
Das letzte Blatt
Es hält noch tapfer fest, doch
ob es will oder auch nicht,
es wird gleich fliegen, schweben,
später langsam fallen.
So ging’s allen.
Das letzte Blatt
(eine kleine Poesie)
Es sammeln sich die Gedanken und sie sprießen an den Ästen in grünen frischen Bündeln, in Mitten der duftenden, rosaweißen Blütenpracht. Sie reifen zwischen wachsenden Früchten, die später schwer und saftig zu Boden fallen werden, wenn sie nicht das Glück genießen, sanft gepflückt zu werden.
Fest sitzen die kräftigen Blätter an den Zweigen, schützen und nähren, schwingen im Wind, geben alles für jeden, leben für sich selbst, mehr noch für alle.
Die Blätter füllen sich mit der Leichtigkeit des frischen Frühlings, stöhnen ein wenig unter der Hitze des Sommers und genießen die Kraft eines belebenden Regens. Blatt um Blatt füllt sich mit den folgenschweren Gedanken des Lebens und gelangt vom jungfräulichen Grün in das warme Rot-Orange des Herbstes.
Die ersehnte Zeit des Befreiens von allen Zwängen und Pflichten kündigt sich an. Erst zaghaft, dann mächtig beginnt das Schweben, das anfängliche Taumeln am Zweig des großen Baumes. Ein letztes Klammern, der Versuch festzuhalten, er wird scheitern.
Das letzte Blatt ist angefüllt mit den Erinnerungen und gedankenverloren lässt es sich endlich treiben in den großen Weg eines unendlichen Kreislaufes.
Es schwebt lächelnd zu Boden.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.10.2008.
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