Hast du nicht gennug angerichtet?

Du stehst da.
Mit halb geöffnetem Mund.
Die Hände gefaltet.
Die Kulleraugen aufgerissen…
Eine Mischung aus Betroffenheit.
Und Empörung…
Fast unschuldig siehst du aus.
Fast.
Das wolltest du nicht.
Stammelst du.
Immer wieder.
Nein.
Das wolltest du nicht.
Und du hattest ja keine Ahnung…
Du…
Du warst dir sicher.
Dass seine Ehe kaputt ist.
Er wollte sich nur ausreden.
Bei dir.
Dampf ablassen.
Er brauchte jemanden.
Der ihm zuhört.
Und das hast du getan.
Zugehört.
Getröstet.
Bis es passiert ist…

Eigentlich.
Hat es dir nicht viel bedeutet.
Dass er mit dir geschlafen hat.
Du hast so viele Freunde.
Nette Männer.
Mit denen du schläfst.
Abwechselnd.
Warum auf einen fixieren?
Das Leben ist so kurz!
Und voller Männer!
Warum immer nur bei einem bleiben?
Man könnte das Beste versäumen.
Und das hast du nicht vor.
Einen Moment fällst du aus der Pose.
Lächelst.
Und deine Augen leuchten…
Das hatte er doch wissen müssen.
Dass du keine Frau bist.
Für einen.
Darum hast du dir nichts gedacht dabei.
Mit ihm zu schlafen…
Da war doch nichts Schlechtes daran?
Oder?
Es war sein Fehler.
Und nicht deiner.
Du konntest nichts dafür.
Gar nichts.
Wer hätte denn das ahnen können…!

Du zuckst zusammen.
Unter dem Blick der anderen.
Was sie auch immer haben!
Wie hättest du das verhindern können?
Wie?
Dann presst du deine Lippen zusammen.
Trotzig.
Und verschränkst die Arme.
Du musst dir das nicht anhören!
Bestimmt nicht.
Die Ehe war doch am Ende.
Und dass er seine Frau verlässt.
Endgültig.
Weil er mit dir leben wollte.
Der verrückte Kerl.
Das hattest du nicht sehen können.
Nie.
Vor allem aber nicht.
Dass seine Frau Schlaftabletten schluckt.
Und stirbt.
Das schon gar nicht.
Nein.
Du hast nichts falsch gemacht.
Bestimmt nicht.
Du bist kein schlechter Kerl.
Und dass er jetzt nach dir schreit.
Und deine Hilfe braucht…
Nun.
Das ist nicht dein Problem…

Vivienne

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