Helene Berger
Schweigend ins Gespräch vertieft
Zwischen Menschen gäbe es oft vieles zu sagen,
viele fehlende Antworten auf so manche Fragen.
Unendlich viele Gedanken, nie zu Ende gedacht,
vielleicht ist eine Erklärung gar nicht angebracht?
Es gibt viele Klippen, die wir im Leben umschiffen,
vielleicht auch Gelegenheiten, die wir nie ergriffen.
Wir vergraben in uns auch manchmal den Schmerz
über Ereignisse, Augenblicke, die tief drin im Herz.
So viele Worte wüssten wir, um es zu beschreiben,
statt dessen schweigen wir, lassen es lieber bleiben.
Sonst müsste man sich damit ja auseinandersetzen,
reden und diskutieren, vielleicht flögen die Fetzen.
Wie käme man dazu, über sich selbst nachzudenken,
vielleicht auch mal nachzugeben oder einzulenken.
Selbst, denkt man, hat man keinen Fehler gemacht,
dem anderen die Hand reichen, wäre doch gelacht!
Der andere war es, der uns durch Worte verletzt,
der für gegenseitiges Verständnis nichts einsetzt.
Menschen glauben so oft, immer im Recht zu sein,
meinen aber, sie seien höchst tolerant obendrein.
Ganz egal ist uns, wie wir andere damit verletzen,
Schlagwort Coolness, lässt sich überall einsetzen.
Wir denken nicht mehr nach, wie der andere fühlt,
ob Wortlosigkeit betrübt oder Gefühle unterkühlt.
Deshalb sind wir still, wenden uns ab und gehen,
der andere könnte sonst wissen, wie wir es sehen.
Wir baden im eigenen Selbstmitleid, dass es trieft,
sind darum nur schweigend ins Gespräch vertieft.
Was bleibt, ist Hoffnung, irgendwann zu begreifen,
warum Worte ungesagt bleiben, warum wir kneifen.
So wie der Herbstwind die bunten Blätter verweht,
ist vergänglich, wozu man nicht von Herzen steht.
© H.B.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.05.2009.
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