Klaus Heinzl

Elternhaus

 

Denk ich an die Kindheit, dann fällt es mir ein,

kaum jemand der hatte - wie ich - so viel Schwein.

Die Eltern, sie waren für uns stets zu sprechen,

die andren, die mussten das Eis erst mal brechen.

 

Die Mutter – die Hausfrau – sie kochte sehr gut,

sie hielt alles sauber, was heut kaum wer tut.

Mein Vater, er brachte die Kohle nach Haus,

drum sah es bei uns auch nicht asozial aus.

 

Heut fehlt es so Vielen an Zeit oder Lust,

(den meisten ist dies ganz und gar nicht bewusst).

Ich war auch „mal“ schlampig, (niemals wär gelogen),

denn Mutter, die hat uns zur Ordnung erzogen.

 

Die Kindheit, sie bot uns Geborgenheit und

wir blieben durch dieses Erlebnis gesund.

Den Gameboy, das Handy, nun all diese Sachen,

die gab es noch nicht (ich muss heut heimlich lachen).

 

Das Fahrrad, das ich als ein Büblein bekommen,

das machte mich weinen (ich sah drum verschwommen).

Ich war ja so glücklich, (man sieht, wie ich strahle),

dabei fanden Füße hier kaum die Pedale.

 

Die Räder zur Stütze, die machten mir Mut,

denn ohne die beiden, da ging es nicht gut.

Ich weiß noch, wie oft mich die Mutter arg schimpfte,

wenn ich eine Parkuhr mit meinem Kopf impfte.

 

Einmal, ich erinnre mich immer noch gut,

da rannt ich ´ne Frau um, (sie trug einen Hut).

Der flog dann vom Kopfe und sie auf die Strass,

weil beim Überqueren ich´s  Schauen vergaß.

 

Erst einmal nach links und dann zur rechten Seite,

so lehrte mich Mutter, die „ach so Gescheite“.

Die Frau, die ich dann schnell zum Umstürzen brachte;

fuhr flott auf dem Rad, doch was sie nicht bedachte,

 

das war jenes Kind, das hier rannte (nicht schlich)

es kickte sie um... tja das Kind, das war ich.

Mein Vater, den dieses Malheur sehr verdrossen.

Er hat sich zum Abschluss ´ner Haftpflicht entschlossen.

 

Die sollt ihm auch nützen, das merkte man später,

sein Sohn war auch künftig beim Unfall ... der Täter.

Doch war ich grundsätzlich kein schreckliches Kind.

Ich war – wie die meisten – wie Buben halt sind.

 

Sehr oft tat ich Dinge, die man gar nicht wollte.

Weswegen man mir auch nie Lobsprüche zollte.

So kam es, im Sommer, in unseren Garten,

da stand so ein Birnbaum und hier galt´s zu warten.

 

Denn auf diesem Baum wuchs, was fast jeder kannte,

die Sorte von Obst, die man Winterobst nannte.

Im Spätherbst, da erntet man hier schöne Frucht,

doch ich hab das Ernten viel früher versucht.

 

Nach Mühe und Plage war mir es gelungen,

den Baum zu entleeren (hab dabei gesungen).

Auch später, nachdem sie nicht mehr daran hingen,

da konnte ich wiedrum ein Lied davon singen.

 

Mein Vater, er war nicht begeistert von mir,

er sang nicht (er spielte nicht einmal Klavier).

Er las nur (ich musste ihn nicht darum bitten),

mit finsterer Miene erstmal die Leviten.

 

„Du, Papa, ich dachte, dass Du mich jetzt lobst !“,

Da meinte er bloß: „Sohn, Du isst jetzt das Obst.

Es sind vierzehn Eimer von edelster Sorte,

sie eignen sich nicht mehr für Birnencremetorte.

 

Doch weil Du, wie oft schon, den Sinn nicht erkennst,

darfst du sie nun essen, auch wenn du jetzt flennst !“

Mein Papa, er war nicht so hart, wie es schien,

im Bäuchlein von mir fand man drei Birnen drin.

 

Die lagen – wie vieles - mir ganz schwer im Magen,

mehr mag ich zum Thema Herbsternte nicht sagen.

Die Schule, die machte - wie allen - viel Spaß,

was ich nicht verdrängte, ich sehr schnell vergaß.

 

Die Lehrer, die hatten bei mir auch den Drang,

die Ohren zu dehnen (drum sind sie heut lang).

Es lag wohl daran, was auch sehr oft geschah,

ich während der Schulzeit kontaktfreudig war.

 

Kontakt zu den Jungen und Mädchen der Klasse.

Hier war ´s mir egal, welch Geschlecht oder Rasse.

Das freute nur nicht meinen Lehrer im Zimmer,

er zog meine Ohren (man hörte Gewimmer).

 

Die Zeit, sie verging und ich kam in die Lehre,

die Zeit war sehr schön, nicht, dass ich mich beschwere.

Beruf des Bauzeichners erlernte ich nun,

und hier gab es auch praktisch sehr Vieles zu tun.

 

Mein Praktikum, das ich im Sommer erlebte,

bei vierzig Grad Hitze (mein Hemd, nun das klebte).

Die Männer, die hier in der Baugrube waren,

die tranken nur Bier (mancher trank auch ´nen Klaren).

 

Auch ich, der ich hier nicht verdursten hab wollen,

trank dieses Getränk (war so einer der Vollen).

Mit Schaufel und Kraft wollte ich (wie die Schlauen),

Promille im Blut und im Körper abbauen.

 

Gelang mir auch fast, nur es musste geschehen,

ich haute ´nem Maurer mit Kraft auf die Zehen.

Der meldete sich – durch den Schlag nicht mehr fit –

für zehn Tage krank (was er später bestritt).

 

Mein Vater erfuhr schließlich auch noch davon

und war richtig stolz auf den fleißigen Sohn.

Man sieht, schon ganz früher, ich hatt´ es nicht leicht.

Es ist oft sehr schwer, wenn man so viel erreicht.

 

Dann kam ich zum Bund, hab die Lehr abgeschlossen.

Dort hab ich dann auf Papp-Figuren geschossen.

Die traf ich ganz gut und man denke sich nur,

ich kriegte am Ende sogar eine Schnur*.                           *Schützenschnur in Gold

 

Die Schnur, die behielt ich (man nannte mich Seiler)

denn im Innendienst war ich Dienstplanverteiler.

Der Stab sah in mir einen guten Soldaten,

so wurde mir zu ´ner Verpflichtung geraten.

 

Ich dachte kurz nach, nun was sollt ich verlieren,

hier konnte man sich wenigstens nicht blamieren.

Befehl und Gehorsam, das waren die Themen,

zu grüßen war wichtig (ging wohl ums Benehmen).

 

So lernte ich Anstand und Abstand und Würde,

beim Wettkampf im Sport, bezwang ich manche Hürde.

Beim Essen bezwang ich den Schweinshund in mir,

nur in der Kantine da trank ich stets Bier.

 

Im Laufe der Jahre (war längst ausgezogen),

hab ich mich dann plötzlich (per Waage) gewogen.

Erkannte, das Essen, das ich hier bekam,

das führte dazu, dass ich Pfunde zunahm.

 

Ganz stolz war ich hier auf die Zunahme nicht,

denn eigentlich störte mich jenes Gewicht.

Mein Vater, er blickte mich ungläubig an,

ob ich denn auch echt von ihm abstammen kann.

 

Die Eltern, ich sah sie bedingt durch den Bund,

nicht oft, doch sie dachten, Hauptsache gesund.

Dann schulte ich um, so nach sieben Bundjahren,

hab mich dann getraut, Kinderwagen gefahren.

 

Drei Kinder, die zeugte ich nach dieser Zone.

Nicht eins will ich missen, was ich hier betone.

Die Zeit, sie vergeht, heut lebt nur noch die Mutter.

Frag ich, wie´s ihr geht, kommt: „Klar, alles in Butter“.

 

Die Eltern, sie halfen mir stets immer wieder,

Könnt ich komponieren, ich schrieb für sie Lieder.

Ich könnt noch viel mehr von den Eltern berichten,

so will ich sie wenigstens heut gut bedichten.

 

Sie machten sich damals auch sicher viel Sorgen,

betraf wohl auch mich und es blieb nicht verborgen.

Drum will ich mich hier endlich ernsthaft bedanken

(mein Vater ist tot, Mutter zählt zu den Kranken).

 

Ihr habt mir Zeitlebens mein Leben gestaltet.

Ich weiß letztlich nicht, was ihr nun von mir haltet.

Ich weiß nur, ich bin euch zum Danke verpflichtet,

niemals hätt ich jemals auf euch Zwei verzichtet.

 

So schließe ich nun, diese Chronik ist aus...

Zur Ehre und Würde auf mein Elternhaus.

 

 

kh. 26.05.2009

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