Eleonore Görges

In Liebe geborgen

 

 

 

Ein glückliches Ehepaar war‘n sie seit Jahren,

noch jung, wollten gemeinsam viel erfahren,

schmiedeten frohen Herzens Traum um Traum,

in den Himmel wuchs scheinbar so mancher Baum,

sie waren beide in wahrer Liebe geborgen,

freuten täglich sich gemeinsam auf morgen,

unbeschwert waren fast alle ihre Stunden,

noch trug ihre Liebe keinerlei Wunden,

da trat in ihre glückliche Zweisamkeit,

unerwartet das Schicksal seiner Krankheit.

Sie zitterten und beteten eng umschlungen,

von Ängsten vor Einsamkeit tief durchdrungen,

„was wird das Schicksal uns beiden nun bringen?

Lass uns kämpfen, lass uns mit ihm ringen!“

 

Schwer war’n die Stunden… Tage… das Jahr,

über den Herzen schwebte lang die Gefahr,

auf immer und ewig getrennt zu werden,

die Lieb zu verlieren für das Leben auf Erden,

wortlos schwor’n  sich ihre Seelen die Treue,

doch auch Hoffnung wuchs ständig auf’s Neue,

zweisame Stunden wurden zu kostbarem Gut

und mit den Tagen wuchs langsam der Mut,

den Kampf zu gewinnen, nicht aufzugeben,

dem Schicksal abzuringen ein längeres Leben.

Das gemeinsame Kämpfen, es hat sich gelohnt,

die Krankheit zwar weiterhin in ihm wohnt’,

jedoch hat die Medizin es möglich gemacht,

dass auch für die Zukunft ihre Liebe lacht,

die daran gewachsen,  in höhere Sphären,

als wollt sie ständig sich erneuernd gebären,

das Glück, es kehrte zurück in ihr Heim,

mehr denn je war’n sie ineinander daheim.

 

So spürten sie nicht das Damoklesschwert

über sich schweben, ´s blieb lange unbemerkt,

denn zu tief war die Freude, weiter zu leben,

der Liebe vermeintlich neue Nahrung zu geben.

Zu jung jedoch wurd’ ihm die Chance genommen,

als Mann im Berufe weiter zu kommen,

der böse, beständige Geist Veränderung,

nagte Jahre in ihm, ständig mit neuem Schwung.

Sie wägte noch immer ihre Ehe im Glück,

doch die Jahre fraßen davon, Stück um Stück,

denn der Mann verschloss sich immer mehr,

fühlte nutzlos sich und grämte sich sehr.

Als sie das sah, schenkt‘ sie ihm noch mehr Liebe,

wollt’ schützen ihn, im chaotischen Weltengetriebe,

er ließ es nicht zu, verschloss Seele und Herz,

schenkte schließlich ihr nur noch Liebesschmerz,

es half kein Reden, kein Jammern und Klagen,

keine Bitte, den Neuanfang zu wagen.

Sie wusste genau, er liebt sie noch immer,

das machte letztlich doch alles nur schlimmer,

ihr Herz schrie nach Liebe, kämpft’ gegen das Sterben,

trotz allem fand täglich sie mehr Liebesscherben,

zu zweit waren sie… und doch jeder allein,

da drohte zu werden ihre Seele zu Stein,

es fehlten ihr Wärme und Geborgenheit,

ein liebes Wort, eine Streicheleinheit.

Sie gab den Kampf nicht auf, suchte immer zu reden,

versuchte, ihn aus seiner Lethargie zu heben,

legte ihr Herz und ihre Seele immer wieder offen,

was wäre das Leben ohne stets neu zu hoffen?

Voll Hoffen und Bangen verging Jahr um Jahr,

das Leben ohne wirkliches Leben war,

der Mann schien im Herzen versteinert zu sein,

ließ keinen Funken Liebe hinein,

sie spürte die wertvollen Jahre zerrinnen,

niemand würde sie ihr wieder bringen,

oft war sie der Verzweiflung ganz nah,

wenn sie das Leben davonlaufen sah.

 

Nach vielen Jahren war sie so weit,

wollte lösen sich aus dieser Einsamkeit,

sie teilte ihm mit, dass bald sie gehe,

wenn er nicht endlich ihre Nöte einsehe,

sie ließ auch nicht aus, bei ihm zu erwähnen,

dass bald sie ertrinke, in ihren eigenen Tränen,

sein Herz jedoch war so abgekühlt,

dass ihre Verzweiflung er nicht mehr fühlt’,

so blieb ihr, wollt sie noch weiter leben,

nichts anderes, als diese Ehe aufzugeben.

Als sie dann ging und er es wirklich glaubte,

beinahe den Verstand es ihm raubte,

doch dann war längst es viel zu spät,

Leere war in ihre Seele, in ihr Herz gesät.

 

Ein paar Jahre mussten dann vergehen,

bis sie neuer Liebe ins Auge konnt sehen,

sie langsam sich wieder geborgen fühlte,

nicht ständig die Einsamkeit in ihr wühlte.

Unvergessen jedoch bleiben zahllose Wunden,

die Trägheit nicht enden wollender Stunden,

die so leer waren und so fern von Liebe,

ungelebtes Leben voll inniger Triebe,

die schrieen nach Wärme, nach Zweisamkeit,

in einer verzweifelten Öde und  Einsamkeit.

Der Mann hat die Trennung zum Grund genommen,

den verschmähten Alkohol zum Freunde gewonnen,

was seine Krankheit aufs Neue dann nährte

wogegen er sich nicht einmal wehrte,

sie stand auch dann noch als Freund ihm zur Seite,

weil sich ihr Herz nicht von ihm befreite,

der Tod holte ihn an einem Sonntagmorgen,

nun ist er wieder in Liebe geborgen.

 

© Eleonore Görges

 

 

PS: autobiografisch, aber in Jahren verheilt.

 

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Eleonore Görges).
Der Beitrag wurde von Eleonore Görges auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Eleonore Görges

  Eleonore Görges als Lieblingsautorin markieren

Buch von Eleonore Görges:

cover

Lebens... Spuren von Eleonore Görges



Hier wird gekonnt in poetische Worte gefasst, was das Leben uns schenkt. Sehr einfühlsam kommen Gefühle und Empfindungen, Beobachtungen und Erlebnisse, Gedanken und Meinungen, sowie auch die Fantasie zu Wort.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (5)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Balladen" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Eleonore Görges

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Des Baumes Herz von Eleonore Görges (Liebesgedichte)
Einzelgänger von Rainer Tiemann (Balladen)
RUHEPAUSE von Christine Wolny (Besinnliches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen