Ines Wertenbroch
Immergrün wächst weiter das Efeu
Lange lebten wir dicht an dicht,
nur hier wandt sich die Welt
hinter geschlossenen Türen und
immergrün wächst weiter das Efeu.
Ich steh vor dem Stumpf meiner Birke
morsch und mit Ranken überwachsen.
An ihr kletterte ich hoch
bis der Zweig zerbrach.
Auf der Terrasse saß ich viele Stunden
mit dem Blick auf den Goldregenbaum.
Die Hand schützte die Tasse mit dem Kaffee
vor seinen giftiggelben Blüten.
Der Balkon verdeckt die Sicht in mein Zimmer.
Helle Vorhänge vor den düsteren Scheiben
lassen das Bett und den Stuhl erahnen.
Die Schranktür wird heute lauter knarren.
Das Klavier im Wohnzimmer trägt Staub.
Seine Töne sind leise geworden.
Ich vergesse nie das Präludium,
das meine Gedanken noch einmal zu mir bringen.
Die Haustür scheint aus Stein.
Der Schlüssel fehlt in meiner Hand.
So bleibt sie verschlossen.
Gibt es keinen Weg zurück?
Lange lebten wir dicht an dicht.
Nur hier wandt sich die Welt
hinter geschlossenen Türen und
immergrün wächst weiter das Efeu.
(16./17.12.2000)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.08.2003.
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