August Sonnenfisch
Kastaniengestalten im Dezember
Kastaniengestalten im
Dezember
der Äste und der Zweige
sind gekommen:
Das Laub ist gefallen in den Sinfonien
seiner Farben und Aberfarben!
Aufs Neue zeigen sich
nunmehr die
seit Monden Verborgenen:
die Gestalten
der Äste,
Zweige
und Zweiglein!
Sieh nur, sieh, mit welch
ausladendem Gestus
die von ihren
Pflichten befreiten
Kastanienriesen an der Isar
sich hinneigen
zu dem Gebirgsfluss
in der großen Stadt!
Die Gestalten des aus seiner
Verborgenheit
katapultierten
Geästes
tanzen
Kastanienbaumtänze -
gestützt und gehalten
von der Mächtigkeit
ihrer Stämme -
gleich Eistanztänzerinnen von
ihren Tänzern!
Und das lichtgrüne Moos
auf ihren Rinden
schimmert im
spärlichen Licht eines
kurzen und flachen
Tags im
Dezember.
Zuweilen ein großes Astauge
an einem der Stämme.
Und droben
im Gezweig
ein leeres Nest, das verlassen.
Die Zeit der Ruhe
und der Stille
für das Erdreich ist gekommen:
Flora und Fauna
geben sich hin an
diese spät-
herbstlichen Tage in Moll.
an ihre Melancholien,
an das Requiem der Natur.
*
Allein wir Menschen rackern
und rennen
und raffen,
als wäre es Sommer
immerdar! Weiter,
immer nur weiter!
Der fabrizierende Mensch dieser Tage
flieht das Innehalten
und die Muße:
fürchten wir doch
die Ewigkeit
der Stille: das
Betrachten, Lauschen,
und Lassen!
Das Nichtwissen.
Das Sein!
So verpassen und versäumen
wir die Melodien der
apollinischen
Musen in uns!
Die Stimmen des Schmerzes,
der Wut, der Trauer.
Das Berührtsein.
Den Dank.
Den Frohsinn des göttlichen
Kindes in uns.
Das Verbundensein
mit den Feen, den Göttern
und der Welt.
Den Jubel elyysischer Wonne!
Der funktionierende Mensch
der Moderne:
er Kutscher
in dir und in mir:
er fürchtet das
lebenstrotzende Leben
aus sich selbst
- wie den Tod!
Doch als Krone der Schöpfung
hätten wir Menschen
die Wahl,
herauszutreten
aus unserem Kokon des
Wirkens und Bewirkens,
aus unserem Verlies
des Waltens und Verwaltens,
aus den kreisenden
Papageiengedanken,
die uns
denken
und denken.
Die Kastanienbäume an
der Isar,
lassen sich tanzen
und tänzeln
von den
heiteren Rhapsodien
des Kosmos!
Wir Menschen hätten
die Wahl
zurückzufinden in
diesen Tanz
des Kosmos,
in das Sein der Kinder
und Narren:
zu dem spielenden
Menschen:
zu dem
Homo ludens in uns:
Zum Fühlen und Ausfühlen,
zum Träumen
und Ahnen.
Zu dem Künstler in uns,
zu dem Genius
jenseits
der Chronometer:
dem Genius
in unserer Krypta,
der wir
eigentlich sind.
Den die Welt leugnet und
verleugnet.
Doch der Sohn eines Zimmermanns:
der Erleuchtete
aus Galiläa
springt uns bei:
"So ihr spielt wie die Kinder,
seid ihr das
Himmelreich auf Erden!"
(c) August Sonnenfisch: München,
1. Dezember 2009 ff
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.12.2009.
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