August Sonnenfisch

Heutzutage - das Abenteuer des Ego



Heutzutage -
das Abenteuer des Ego


Ja nichts bedenken - lieber
Tabletten und Tropfen!
Nur nicht promenieren - lieber
ein Gläschen in Ehren!
Bloß keine Gefühle - lieber ein Zigarrillo!

Eine Pause? - nicht möglich!
Mehr und Mehr!
Weiter und Weiter!
Muße für die Mensis? - nicht möglich!
Übergehen, was ist!

Vor dem Fenster meines Gasthofs
schreitet er gestikulierend
auf und ab: der
moderne Mensch
mit seinem Handy-Floh im Ohr.


Nichts daran ist falsch!
Alles ein Spiel von
Menschengöttern auf Erden!


Selbstliebe? - Nichts für meinesgleichen!
Liebe ich doch Prestige,
Position und Prestige -
sei's um den Ausverkauf
der Seele
und des Leibes!


Bloß nicht schlicht und bescheiden -
lieber doch aufbrezeln
und aufdonnern!

Bloß nichts erleben -
nein doch: festhalten:
Filme und Fotos müssen es sein!


Nichts daran ist falsch!
Alles nur ein Wurf
nach einer Sinfonie des Lebens!


Nur keine Empathie - lieber
altkluge Gedanken!

Lieber Prinz Eisenherz als eine
Prinzessin auf der Erbse!

Nur nichts bemerken - lieber doch
Vogel Strauß!


Und ja nicht mit meiner Seele
und meinem Sinn
dir lauschen - lieber
doch dozieren und gestikulieren!


Nichts daran ist falsch!
Alles nur Szenen
in unserem Theater!


Nur nicht annehmen, was ist - lieber
widerstreben und grollen!

Nur nicht handeln - lieber
beklagen und
bequasseln!

Bloß nicht kooperieren - lieber
dominieren, kämpfen
und konkurrieren!
Obsiegen eben - nur nicht unterliegen!


Und vor dem Fester meines Gasthofes
schreitet er noch immer
auf und ab, gleich
einem
Gefangenen
im Käfig: der
moderne Mensch mit
seinem Handy-Floh
im Ohr. Und
er spricht und spricht.

*
Das kleine Ich ward geboren
mit der gebrochenen
Frucht vom paradieslichen Baum
der Erkenntnis: erst
verwegen, dann verwirrt,
erst hoffnungsträchtig,
dann fröstelnd ... so begann
das Ego seinen Traum:
im Kampf mit dem Ego
des Nächsten
bis zur Bahre.

Der Gruppenseele scheinbar entschlüpft,
erblickte die Geschichte
vom Kleinen Ich
das Licht der Welt
mit einem
Schrei:
"Hier steh ich - was kümmern mich 
Himmel und Erde? -
Doch ich benötige
euren Beifall,
koste es, was es wolle!"

*
In Wahrheit bist du eine Gottheit
im Menschen!

Eine Menschengottheit,
deren Kleines Ich
sich inszeniert,
um dich vor
dir selber zu verstecken.






(c) August Sonnenfisch: München,
10. November 2009 ff


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.12.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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