Karl-Heinz Fricke

Streugut

Er starb der alte Mittenwald,
er wurde neunzig Jahre alt.
Einst, in seinen jungen Jahren,
ist er übers Meer gefahren.

Er kannte die Welt, jedesLand,
war wie ein bunter Hund bekannt.
Überall, wo er geschlafen,
fand er eine Braut am Hafen.

In Hamburg wartete Emilie
auf Hochzeit und Familie.
Zeit wurd's, dass er vor Anker ging,
er steckte ihr an den Ehering.

Arbeit fand er als Schauermann,
zu Hause kamen die Kinder an.
So verhalf er seiner Emilie
zu der erwünschten Familie.

Bis ins hohe Alter hinein
sollte er nicht alleine sein.
Eines morgens jedoch im März
stoppte plötzlich sein altes Herz.

Die Urne mit der Asche dann
holte der erste Sohn Johann.
Die Straßen waren glatt vom Eis
und Johann fiel auf seinen Steiß.

Er nahm Asche aus der Urne raus
und streute bis vor seinem Haus.
Füllte aus der Tonne die Urne erneut,
hat diese Handlung nicht bereut.

Mutter sah in die Urne hinein
was übrig blieb von ihrem Hein.
Verwundert war die Alte gar,
als sie die Eierschale sah.

Karl-Heinz Fricke  1.1.2010

 

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