Hans-Georg Rudzinski
HAB' KEINE LUST
Ich hab' mal wieder keine Lust aufzustehn,
bleib heut einfach faul im Bett liegen
und lass den Tag da draußen ohne mich vergehn.
Denn ich hab' auch echt keine Lust,
ins kalte Bad zu gehn,
aus purer Gewohnheit am Wasserhahn zu drehn,
mich zu waschen,
rasieren,
Haare kämmen,
oder gar die Zähne putzen;
dann würd' ich nämlich immer nur
meine verpennt beschissene Visage
im Toilettenspiegel sehn.
Ich hab' keine Lust aufzustehn,
in die versiffte Küche zu gehn,
mir vielleicht einen Toast
und 'ne Tasse Kaffee zu machen,
dazu noch eine von meinen Pillen reinschmeißen,
um mal wieder herzhaft zu lachen.
Ich hab' keine Lust aufzustehn,
auf das stinkige Klo zu gehn,
zu pinkeln,
kräftig pupsen und auch blähn,
ordentlich auszukacken,
um mich dann bei der Arbeit abzuplacken.
Ich hab' auch keine Lust aufzustehn,
und wohlmöglich den lieben Gott anzuflehn,
um meine Verflossene,
oder irgend 'ne andere von den vielen Frauen
einmal wieder zu sehn,
ihnen an den Busen oder sonst wo hin zu fassen,
und mich genüsslich verwöhnen zu lassen.
Und ich hab auch keine Lust aufzustehn,
um mal wieder an die frische Luft
und unter Menschen zu gehn,
um den wahren Lauf der Welt zu verstehn.
Oder die Betten abziehen,
Klamotten waschen,
die ganze Bude sauber machen,
einfach mal an allen Rädern drehn.
Ich mieser Suchtbolzen bleib hier lieber
in meinem ätzenden Mief liegen,
und über mir kreisen sie schon,
diese metallisch schillernden Leichenfliegen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.04.2010.
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