Uwe Günther
Andraste
Als der neue Tag anbrach,
nahmst Du mich gefangen.
Völlig ohne eignen Willen
bin ich mitgegangen.
Eisen binden meine Füße
und auch meine Hände –
Deine weißen Arme halten
fest wie Kerkerwände.
Mittags brennt so heiß die Sonne,
wie das Schwert in meiner Faust.
Ich bin länger nicht in Ketten,
doch im Kampf vor dem´s mir graust.
Du befahlst mit einem Lächeln:
„Geh und stirb, mein dummes Kind!“
Und ich töte schon seit Stunden,
weiß nicht, wie die Zeit verrinnt.
Dann am Ende find ich Ruhe –
blutbesudelt und fast tot.
Nackt lieg ich auf kühler Erde,
zugedeckt vom Abendrot.
Deine Blicke greifen sicher,
halten meine Seele fest.
Zwischen Deinen festen Lenden
stirbt mein letzter Lebensrest.
Als der Tag verflossen war,
ließest Du mich gehen.
Völlig ohne eignen Willen,
ließ ich es geschehen.
Leer sind Herz und Kopf und Seele.
„Ach, zum Teufel mit den Schwachen!“,
höre ich von ferne noch -
Dein helles, süßes Lachen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.05.2010.
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