Heino Suess

Gesichtsfeld

 

 

Man spricht sehr leicht, im Alter der Gesichtskreis sei verengt.
Ich musste dies aus Krankheitsgründen auch erspüren.
Nun gut, im Alter wird dir weniges geschenkt,
wohin wird wohl, was du noch selbst ersiehst, dich führen?
Ich weiss sehr gut, dass viel, was einst verlässlich mir, vergeht...
Doch darf ich deshalb mich denn mehr als leis´ beklagen?
Ich glaube, dass mich kaum ein jüng´rer Mensch versteht:
Der knüpft an die Vergänglichkeit ganz andre Fragen.

Ich schick mich drein, und lebe deshalb auch mehr konzentriert.
Schon deshalb, weil sich Ziele mehr und mehr verlieren,
so selbstverständlich wie sein Leben jeder Mensch verliert;
es dauert nur ein „Zeitchen“ , um dies zu kapieren!
Gesichtsfeldeinengung ist somit nicht dramatisch,
sie macht es leicht, dir Mut zum End hin zu gerieren,
und wird so Tag um Tag mir immer mehr sympathisch...
Sein eigenes Gelächter hat nun mal ein jeder Tod,

denn bis mein Arschloch ich zuletzt zusammenkneife,
erfülle ich mit Leben mir mein eigenes Gebot,
das ich bisher verfolgen durfte bis zur Reife:
Bedenke, dass dein Lachen mit dir selber stirbt.
Schick deine „Lachpatrouille“ bis zuletzt auf Streife,
auf dass dein Lachen so ein wenig Ewigkeit erwirbt.
Bis dahin gilt mir jedenfalls die Alterstrias*
Sie fiel mir ein einst beim Spaziergang tief im Walde,

mit meinem Freund, den jeder kennt als „Gallimathias“**
und reimt sich gut auf jenes schöne „WART NUR BALDE..“.
Das Hören, Sehen, Riechen ist davon betroffen,
denn alles drei, ich kann´s bekunden, lässt allmählich nach.
Da bleibt, wenn dann der Vorhang fällt, gewiss nichts offen,
dies alles geht, verdammt, hinunter den berühmten Bach:

„Du hörst und siehst und riechst im Alter wirklich schlechter..
Und so hat vor dem Tod das hohe Alter sein Gelächter!“
 
© Heino Suess 06/10
 
*=Komplex von drei Symptomen

**= Galimathias (frz.), sinnloses Geschwätz, wirres Gerede."

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Nachdem sich die  erste Begeisterung "gelegt" hat (bzw. sie  gelegt wurde), kann man  sich Ernsterem zuwenden, obwohl "das ganze Leben ist ein Spiel"...und  wir sind  nur die "Kandidaten",  so wurde es uns vom deutschen "Blödelmeister" gesungen! Viel Spaß, trotzdem noch. Dies Gedicht entstand vor drei Wochen.

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