Des Richters Morgenkaffee

Es war der Bezirksrichter Brinker
wohlbekannt als ein Kaffeetrinker.
In seinem bewegten Leben halt
ließ ihn der Alkohol völlig kalt.

Er war natürlich darauf bedacht,
dass ihm im Amt der Kaffee gebracht.
Den Gerichtsschreiber Ralf Butenschön
hat er eigens dafür ausersehen.

Jeden Morgen dieselbe Klage,
wütend erhob Brinker die Frage:
"Wiederum nicht ganz voll die Tasse,
du weisst genau, wie ich das hasse !"

"Richter, ich hab' einen Tatterich,
eine volle Tasse trag' ich nicht,
weil ich sie nicht grade halten kann,
vielleicht kann's besser ein and'rer Mann !"

Brinker fluchte, drohte mit Gewalt,
wollte kürzen des Schreibers Gehalt.
Als der Richter das zornig erwähnt,
da hat Butenschön herzhaft gegähnt.

Dann hat Ralf die Lösung gefunden,
der Kaffee würde ihm schon munden.
Der Urteilssprecher, der wird stieren
morgen früh beim Kaffee servieren.

Des Richters Erstaunen  war recht echt,
die Tasse voll, der Kaffee nicht schlecht.
Wenn er's wüsste, was würd' er sagen ?,
einen Schluck hat Ralf im Mund getragen.

Karl-Heinz Fricke 22.6.2010