Jennifer Niemann

Mein Dezember

Es waren drei verschiedene Jahre

an die ich schlechte Erinnerung wahre.

In diesen Jahren hab ich Abschied genommen,

denn mir wurden drei Freunde genommen.

 

Jedes Mal im Dezember.

 

Ist das kein schöner Morgen?

Ohne Kummer, ohne Sorgen?

Heute ist etwas Tolles geschehen,

sowas hat man selten gesehen.

Ein Hund kam in unsere Familie hinein,

ein Mischling (da passt alles rein).

Ihr Name war Katja.

 

Katja war friedlich, ruhig und still,

sie tat immer, was man will.

Sie hörte auf jedes Wort

und folgte uns zu jedem Ort.

 

Hey, seht nur wie wunderbar,

endlich ist das Baby da.

Katja unser Mutterhund,

hat zur Freude guten Grund.

Wie sie mich begrüßt, sich freut

war meine Freundin noch bis heut‘.

Hat immer auf mich aufgepasst,

hat dabei keinen Spaß verpasst.

Gespielt, getobt und allerlei

da waren wir nur allzu frei.

 

Katja liebte Sand und Meer,

denn sie liebte das Schwimmen sehr.

Ob einfach zur Kühlung an warmen Tagen

oder wegen Enten den Sprung ins Nasse wagen.

Überall, wo Wasser zum Schwimmen war,

war unsere Katja immer da.

 

Da haben wir mal nicht aufgepasst

und haben den Moment verpasst.

Schön war unsre Katja trächtig

und der Welpe gedieh prächtig.

Kurz drauf war der Kleine da,

wie ein Seehund lag er da.

So feucht und winzig klein

und er war ganz allein.

 

Robby (wie Seehund) heißt unser Kleiner.

Wir hatten Glück, denn es war nur einer.

Genau wie ich als Einzelkind geboren,

hat er mich zur Schwester auserkoren.

Robby war und ist mein bester Freund.

Er war lange Zeit auch mein einziger Freund.

 

Dann im Dezember 2000 war die Zeit da

Abschied zu nehmen von unsrer Katja.

Hüfte beschädigt und an der Pfote ein Tumor,

die hatten wirklich keinen Humor.

Wenn man sein Tier liebt, lässt man es bleiben.

Man lässt es doch nicht einfach unnötig leiden.

 

Werner, mein Papa, war wie die Figur,

er liebte Harleys und Rockmusik pur.

Er war Musiker aus Leidenschaft,

leider hat er es nie zum Erfolg geschafft.

Er war immer witzig und stets für mich da,

er war wirklich der allerbeste Papa.

Ich wünschte, ich hätte es ihm sagen können,

doch das wollte man mir einfach nicht gönnen.

Er hat mich größtenteils erzogen,

dabei hat er aber niemals erwogen,

dass ich mal genauso wie er sein würde.

Und das ist keine einfache Bürde.

 

Im Dezember 2003 war es soweit,

für den Abschied blieb keine Zeit.

Er wollte morgens aufstehen

und zur Toilette gehen,

doch er hat sich noch nicht mal erhoben,

da war er schon auf den Weg zum Himmel oben.

Mit Musik hab ich ihn dorthin geleitet

und mit jedem Ton er mich noch heute begleitet.

 

Robby ist mein kleines Glück,

bringt Hoffnung und Leben zurück.

Er bringt mir Trost, ist für mich da,

wenn ich einsam bin, ist er mir nah.

Egal wohin die Reise ging,

ohne Robby wär's ein Ding.

Natürlich wurde er mitgenommen,

denn mit ihm war viel gewonnen.

Jeder Spaziergang hat Spaß gemacht,

gekuschelt wurde jede Nacht.

Ohne letztes Streicheln am Bett,

war mein Robby abends nicht nett.

 

Ein guter Freund muss nicht immer ein Mensch sein.

Denn auch ein Hund lässt dich niemals allein.

Seht nur mich und meinen Hund Robby an.

Zwischen uns ist etwas, das keiner sonst verstehen kann.

Wie sind Freunde, wie Geschwister sogar,

nur habe ich viel weniger Haar.

Er kann nicht reden, doch er versteht.

Und wie schnell doch die Zeit vergeht.

 

Ein Hund im Garten,

was will man erwarten?

Nichts als Dummheiten

will er verbreiten.

Robby ist ein pfiffiger Hund

und ein Rüde, ein guter Grund.

Wild, verspielt, zu Streichen bereit.

Zum Ausruhen bleibt da nur wenig Zeit.

 

Die meisten Hunde liegen auf Decken,

doch unser Robby lässt sich nicht necken.

Er schläft lieber im Hundekorb drin,

also stellt man ihn einen Korbsessel hin.

Zwar ist der für uns Menschen gedacht,

doch unserm Robby hat das nichts gemacht.

Im Gegenteil, denn unser Geruch hängt darin,

und nur deshalb liegt er so gerne drin.

Er ist ein Schelm, wie er im Buche steht.

Und kein einziger Tag vergeht,

ohne dass er uns zum Lachen bringt.

Und hat er wieder was angestellt,

sich unser Leben wieder erhellt.

Böse sein kann man ihm wirklich nicht,

schaut man doch nur in das süße Gesicht.

Ein kleiner Blick und das Herz schmilzt dahin,

da ist wirklich kein Platz für Ärger mehr drin.

Diesen Blick hat ein Hund als Welpe schon drin

und jeder Mensch schmilzt dabei nur so dahin.

Als dann der Sessel nicht mehr war,

musste etwas anderes her.

So wurde die alte Wäschewanne

Zum Bettchen, für den kleinen Manne.

Es brauchte nur ein paar Hundedecken,

um den Boden zu bedecken.

Schon war das neue Bett angenommen.

 

Hinter dem Korbstuhl mit orangenen Decken

Kann er sich beim Spielen sehr gut verstecken.

Er lugt dann nur noch gerad drum herum,

zum wieder rauskommen, fehlt ihm der Mumm.

Schaut nur ganz schelmisch einen an,

als ob man irgendetwas dafür kann.

Er wollte spielen, fing an zu jagen,

denn mein Kitzelakt wollte ihm nicht behagen.

Und als ich ihn rufe mit verspielter Stimme,

erhebt auch er bloß seine Stimme.

Er kläfft mich an, ich solle doch kommen.

Er tut scheinheilig und spielt den Frommen.

Gut verborgen und unerreichbar verdeckt,

glaubt er, er sei sicher und gut versteckt.

Manchmal schimpfte Robby mich auch mal aus

und trieb mich spielerisch kläffend hinaus.

Er war der Meister, der Leiter im Spiel.

Ich war nur Spieler, so lautete der Deal.

Und wenn ich meine Regeln wollte,

ich nach dem Schimpfen doch nur schmollte.

So war er eben, ein kleiner Kläffer

doch er hatte beim Spielen richtig Pfeffer.

 

Eine Decke für unseren Robby gibt’s hier,

so schläft gemütlich jedes Tier.

Doch Robby bevorzugt einen Korb zum Einrollen,

doch weil es nicht die Körbe mit Wäsche sein sollen,

braucht er nen Korb für sich ganz allein.

So bleibt die saubere Wäsche auch rein.

Außerdem bleibt sie ordentlich gefaltet,

und nicht verknubbelt, wenn Robby waltet.

Wenn man genau hinsieht, kann man es seh’n

Auf verknubbelte Decken scheint er zu steh’n.

 

Im Dezember 2008 war die Zeit gekommen.

Nun wurde auch von Robby Abschied genommen.

Für mich brach eine Welt zusammen,

alles verbrennt, es steht alles in Flammen.

 

Leb wohl, mein lange Zeit einziger Freund.

 

Mein Dezember

 

Im Dezember ist es dunkel und kalt,

drei liebe Wesen wurden nicht alt.

Sie starben in der kältesten Jahreszeit,

doch keiner von ihnen war zum Gehen bereit.

Drei Tode sind es, von den Tagen recht nahe,

und dennoch sind es drei verschiedene Jahre.

 

Ich nehme nun Abschied für alle Zeit.

 

Lebt wohl meine Freunde, leb wohl Papa. 

Ich weiß, das Gedicht liegt einem vermutlich schwer im Magen, doch leider ist das, was ich in diesem Gedicht beschreibe tatsächlich geschehen. Es soll eine Erinnerung sein an jene, die ich verloren habe. Alle im Dezember. Ich hoffe dennoch, dass es euch gefällt und ihr meine Gedanken nachvollziehen könnt. Es ist meine kleine Geschichte.Jennifer Niemann, Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.06.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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