Silvia Pree

...bis es leicht war

Alles ist schwer.
Bevor es leicht wird.

Meine Familie.
Sie war immer begeistert.
Von meinen Häkelarbeiten.
Von der Art.
Wie ich stickte.
Und strickte.
Meine Stricksachen.
Sie sehen fast aus.
Wie maschinegestrickt.
Ungelogen…
Mir liegt das.
Ich bin kreativ.
Und irgendwann.
Wagte ich mich.
An eigene Muster.
Aber wenn Sie glauben.
Dass das immer so war.
Dann irren Sie…

Anfangs.
In der Schule.
Da begriff ich das Häkeln nicht.
Ich bohrte herum.
Brachte nichts weiter.
Die Lehrerin war entsetzt.
Ich war verzagt.
Meine Mutter schimpfte.
Wegen der verwickelten Wolle.
Ich versteckte meinen Handarbeitskoffer.
Doch.
Die Realität holte mich ein.
Jeden Dienstag.
Letzte Stunde.
Handarbeiten…
Ich weiß nicht.
Woran es lag.
Dass ich so ungeschickt war.
Vielleicht war ich verkrampft.
Aber eines Tages.
Bevor ich wieder zur Schule musste.
Gab mir meine Mutter.
Einen großen Wollknäuel.
Blaue Wolle.
Alte Wolle.
Ich setzte mich hin.
Und begann zu häkeln.
Wie auf Kommando.
Und häkelte und häkelte.
Und plötzlich konnte ich es.
Binnen einer halben Stunde.
War das Deckerl dreimal solang.
Als es vorher jemals geworden war.
Und seltsam.
Jetzt machte es mir Freude!

Die Lehrerin staunte.
Die Schulkolleginnen auch.
Die vorher gespottet hatten.
Sie waren längst fertig.
Mit dem Deckerl.
Arbeiteten längst.
An einer anderen Handarbeit.
Aber ich wurde fertig.
Mit dem Deckerl.
Noch in dieser Handarbeitsstunde.
Und ich holte sie alle ein.
In diesem Schuljahr.
Ich häkelte.
Strickte.
Stickte.
Immer war ich die Schnellste.
Mir war der Knopf aufgegangen.
An diesem Tag.
Mit dem blauen Wollknäuel meiner Mutter.
Und ich wurde immer besser.
Fein gestrickte Pullover.
Wunderschöne Deckchen.
Ich umhäkelte Ostereier.
Und Weihnachtskugeln.
Ich bestickte prachtvolle Polster.
Ich war begabt.
Entschieden.
Und ich hätte es nicht gemerkt.
Wenn ich aufgegeben hätte…

Natürlich war es nicht immer so leicht.
Jahre später.
Eine Lehrerin mochte mich nicht.
Sie saß mir auf.
Machte mir Schwierigkeiten.
Egal.
Diese Frau.
Sie konnte sie mir nicht nehmen.
Die Freude am Handarbeiten.
Auch nicht der Bekannte.
Der meine Ostereier kritisierte.
Bestickt und umhäkelt.
Er machte sich lustig über sie.
Es sei ihm belassen…
Heute.
Mache ich das alles nicht mehr.
Meine Kreativität.
Ich lebe sie anders aus.
Ich schreibe.
Gedichten und Geschichten.
Und manche.
Sind genau so schön.
Wie meine Deckchen.
Und die Polster…

Vivienne
www.aus-den-tiefen-meiner-seele.com

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.07.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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