Ramona Jährling

Ein Leben für ein Leben

Ein Leben für ein Leben
Ich versteh nicht warum du so grausam bist
Warum hast du ihr so viel Glück gegeben
wenn es doch nicht von Dauer ist

Vor mehr als zwanzig Jahren
gebar Jelenka ihren wundervoll strammen Sohn
Er trotzte allen Gefahren
nichts konnte sein Leben bedrohen

Der Kindheit fröhliches Treiben
vermischt mit der Jugend rebellischem Handeln
wird immer in Erinnerung bleiben
Doch das Glück sollte sich wandeln

Unendendliche Kilometer
entfernt der Freunde aus alter Zeit
erfährt Jelenka später
der Tod steht für ihren Sohn schon bereit

Ach Mutter, sorge dich nicht
in ein paar Monaten komme ich heim
Wir werden sehen was der Gevatter dann spricht
so schlimm wird es nicht sein

Die Tage wurden zur Ewigkeit
Die Nächte wollten nicht enden
So viel kostbare Zeit
musste sie arbeitend verschwenden

Die ersten Schneeflocken fallen nun schon
Die Sonne spendet nur blassfahles Licht
Wir haben Dezember mein Sohn
Warum kommst du denn nicht?

Am Weihnachtsabend zu später Stunde
klopft es ganz leis an die Tür
Die Mutter steht da mit offenem Munde
wein doch nicht, nun bin ich ja hier

Schluchzend steht sie vor ihm
und streichelt ganz sanft sein Gesicht
Am liebsten hätt sie geschrieen
aber das konnte sie nicht

Hastig wischt sie die Tränen von ihren rosigen Wangen
Ihr Sohn soll nicht sehen wie sehr sie sich grämt
Monate war sie in Sorge gefangen
Nun stand sie da wie gelähmt

Diesen kahlköpfig, hageren Mann
hätte sie beinah nicht wieder erkannt
Der Tod trieb die Krankheit voran
reichte ihm wieder und wieder die Hand

Die Mutter plauderte bis spät in die Nacht
von damals, als er noch Kind und Teenager war
Sie haben herzhaft über so manches gelacht
und vieles war plötzlich ganz klar

Erschöpft schlief der Junge in dieser Nacht ein
fühlte der Mutter schlagendes Herz
In ihren Armen war er so schwach und unsagbar klein
doch tapfer ertrug er den maßlosen Schmerz

Ein neuer Morgen brach an
es war Zeit wieder Abschied zu nehmen
Ich komm zurück sobald ich kann
du musst dich nicht grämen

Und ihr Enkelchen, dass vor kurzem geboren
schaut sie an mit großen strahlenden Augen
als wollte es sagen, nichts ist verloren
du musst nur fest daran glauben

Die Jahre vergingen so schnell wie im Flug
Der Tod hat sich anders entschieden
Er hatte vom Kämpfen genug
Ist nur kurz noch geblieben

Ein Leben für ein Leben
Ein Spruch in so grausamem Ton
Ohne zu zögern hätte Jelenka das Eigene gegeben
für ihren todkranken Sohn

(by Ramona Jährling)

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