Susanne Waldbrunner
Endlos
Endlos
Endlose Flure,
alles abwischbar,
der Duft von Desinfektionsmittel in der Nase
und angstvollen Bildern von Gitterbettchen
und Nadeln aus meiner Kindheit.
Sie suchen mich heim,
wo ich dachte ich hätte sie längst vergessen -
Endlos …
Endloses Warten
in Angst, die ich mit anderen Wartenden teile,
die aber ohne Worte bleibt,
lediglich die Augen sind aufgerissen
und starr auf eine weiße Tür gerichtet, aus
der das Urteil erwartet wird.
Gelandet in einer seichten Bucht des Lebensstroms,
alle Beweglichkeit zu einem plötzlichen und
abrupten Stillstand gekommen.
Szenen voller Trübsinn, Hoffnungslosigkeit und
Trauer um verlorene Chancen oder Jahre.
Eine Kiste voller Steine, schwer und untragbar –
Endlos….
Endlose Untersuchungen
liegend oder sitzend in optisch kahlen Räumen
wo lediglich ein einziges buntes Bild Abwechslung bringt.
Kühle Sachlichkeit, die einen frösteln lässt,
Angst vor einschneidenden Veränderungen,
und den messbaren Werten im Lebenssaft,
der vielleicht nun zum Gegenteil mutierte-
ein Todessaft?!
Wie wird es weitergehen?
Eine böse Ahnung, die einem zuraunt..
Endlos….
Endlose Hoffnung die einen quält, weil
Sie einem Lust auf Leben macht und
auf schöne, erfüllende Momente – auf ein MEHR.
Nur nicht zum Gespenst werden wie Andere,
die man in den Fluren trifft,
und deren Alter keine Rolle mehr zu spielen scheint,
da sie alle in der Hoffnungslosigkeit zu
EINER grauen, toten Masse verschmolzen sind
mit leeren Augen verloren vor sich hinstarrend, resigniert,
dass es einem beim Betrachten das Herz zusammenzieht
und sich hinter verschlossenen Lidern Tränen sammeln -
Endlos…
Endlos viele Ärzte, die einen zum Gefangenen machen
im eigenen Körper und
oftmals nicht mal Deinen Namen kennen,
nur Deine Krankenakte
– außergewöhnliche Mutation-
was mir das Gefühl vermittelt
zu einer Jahrmarktsattraktion geworden zu sein,
einer wandelnden Krankheit ohne Anspruch
auf Freude, Freiheit, Respekt und Ehre.
Alles ist unwichtig geworden,
was mich zum Menschen macht –
meine Träume, meine Wünsche, meine Erinnerungen,
die einst gelebte Realität. Vorbei.
Es zählen nur noch die Messungen aus meinen
Lebensflüssigkeiten - reduziert also auf Ausscheidungen,
Laboruntersuchungen und Statistiken.
Aber sie sprechen auch noch ein wenig mit mir, also
bin ich noch Mensch, kein Frosch,
der lautlos seziert werden kann.
Worte wie vom Fließband, so steril und kalt
wie die Wände,
kein Trost, keine Zeit wirklich zuzuhören und
kein Gefühl, das sich noch so schmal,
gleich einem Brettchen über die klaffende Schlucht
zwischen Sachlichkeit und Menschlichkeit legt.
Endlos….
Doch da ! Mein Lichtblick !
Ein menschlicher Sonnenstrahl,
der durch diese graue Sterilität fällt,
und alles Schwere im Nu auflöst,
fast als wäre alles Bedrückende wie ein Morgennebel
in Gegenwart der Sonne verschwunden. Ein Segen !
Ein Regenbogen der Hoffnung,
der sich spiegelt
im strahlenden Lächeln einer Schwester
und dem liebevollen Druck Ihrer Hand,
kurz und sanft abgelegt auf meiner Schulter.
Ein Engel in diesen sterilen, endlosen Fluren.
Sie unterbricht die Trostlosigkeit,
holt mich ab, nimmt mich mit und
ich sauge diesen Moment menschlicher Wärme
tief in mein Herz ein, um mich daran zu erinnern -
Endlos…..
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.09.2010.
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