Jürgen Berndt-Lüders
Nach Art romantischer Zeiten gereimt
Ins Heim tret ich zu später Stund
am Ende meines Tages, und
erblick mein Weib und sprech sie an.
Das tu’ ich stets. Nicht dann und wann.
Sie wendet mir ihr Antlitz zu.
Verwundert, der ich bin, im Nu
ist es der Ausdruck, der mich stört.
Der Grund? Ich sag ihn Euch nun. Hört!
Zuerst zieht sie die Stirne kraus
als hielte sie mich nicht mehr aus.
Dann öffnet sie der Lippen Rund.
Teuflisch verzerrt ist jetzt ihr Mund.
Der Nase Glätte lässt sie fahren,
sie hebt sie fast bis zu den Haaren.
Des Nasenrückens Haut wird kraus.
Der Teufel reitet sie. Oh Graus!
Sie atmet tief. Ihr Atem stockt.
Wer hat ihr etwas eingebrockt?
Ich bin mir keiner Schuld bewusst.
Zu fragen hätt’ ich große Lust.
Die Augen werden feucht. Sie niest,
worauf ein Schauer sich ergießt
auf ihrer Bluse bunte Zier.
Ihr Ärger galt wohl doch nicht mir.
„Gesundheit“ ruf ich wie gewohnt.
Erziehung hat sich stets gelohnt.
Drauf sagt sie freundlich „danke sehr,
ein Tempo-Tuch nützte mir mehr.“
Nun bin ich wieder bass erstaunt
weil sie mich böse angeraunt.
Ich sag mit spöttischem Gesicht:
„Zu uns’rer Zeit gibt’s sowas nicht,
denn wer so wie zu Goethes Zeit
parliert, der ist noch nicht so weit,
dass er des Zellstoffs Vorteil nutzt
und sich damit die Nase putzt.
Geklöppelt’ Spitze trägt das Weib
In einem Täschchen um den Leib.
Sie hält zwei Finger abgespreizt
wenn sie ein Nasen-Kribbler reizt.
Sie dreht sich um und niest diskret.
Nun weißt du, wie so etwas geht.
Genieß die Zeit, wie sie heut ist.
Zu Goethes Zeit war vieles Mist. "
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.09.2010.
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