Anna-Luise Franke

Absolution

Vielleicht bist du noch da?
Ich weiß, ich sollte dich nicht suchen,
sondern glücklich sein
und dieses Ziehen als Halluzination verbuchen
 
Hier ist nichts mehr zu kämpfen,
denn ich kann dich nicht gewinnen
und möchte auch Verlierer bleiben,
das weiß ich ganz tief drinnen.
 
Immer warte ich auf Antwort
Und meine Hand halt ich dir hin,
wie oft hab ich dir schon gesagt,
dass ich jetzt angekommen bin?
 
Laut habe ichs geschrieen
Und dabei ausversehen gelogen,
denn unbewusst hab ich die Hand
doch immer fortgezogen.
 
Ich habe es noch nicht verziehen,
wahrscheinlich weißt du das nicht mal,
ich habs ja selbst grad erst erkannt,
noch nichts vergessen, nichts egal.
 
Jetzt bist du dir ganz sicher:
Dieses seltsame Gedicht
ist wohl für eine andere
und betrifft dich nicht.
 
Du klappst das Buch zu, machst die Tür auf,
du bist dir keiner Schuld bewusst,
die letzten Zeilen ungelesen,
die du doch dringlichst lesen musst:
 
Ich konnte es damals nicht,
ich konnte mich nicht für dich freuen,
denn ich hatte das Schöne und Gute verraten,
mich selbst gesetzt und verloren von Neuem.
 
Ich konnte es damals nicht.
Und ich schäme mich dessen, es tut mir so Leid!
Und du musst – nein, du musst nicht,
doch wenn du kannst – ich kanns nicht -, dann verzeih…

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