Norman Möschter

Was ist mit der Freude?

In einem alten Dorf,
verlassen von der Zeit,
verlassen von der Hoffnung,
der Freud und Heiterkeit.
 
In einem kleinen Haus
mit strohbedecktem Dach,
mit eichenhölzner Türe,
Gebälk, in dem es kracht.
 
In einem dunklen Winkel,
verdeckt von jedem Blick,
liegt ein schlaffer Körper,
gebrochen das Genick.
 
Die Augen halb geöffnet,
die Haare blutverklebt,
kein Atem mehr zu hören,
kein Leben, das sich regt.
 
Der Tag beginnt zu dämmern
in morgendlichem Glanz,
die fröhlichen Gesichter
kehren zurück vom Tanz.
 
Sie tanzen in der Diele,
noch ohne Müdigkeit,
sie nähern sich der Leiche,
doch sind unendlich weit.
 
Das schallende Gelächter
der jungen, hübschen Frau,
lässt alle Herzen blühen,
nur eins ist tot und grau.
 
Das schallende Gelächter,
es stoppt unmittelbar.
Das warme Blut am Boden,
es ist ganz rot und klar.
 
Die Augen aufgerissen,
der Blick wandert hinfort,
hin zu dem dunklen Winkel,
das Blut verschwindet dort.
 
Kein Mensch kann je erahnen,
was in der Nacht geschah.
Kein Mensch hat es gesehen,
denn es war kein Mensch da.
 
Es ist nun fast November,
viel Zeit ist schon vorbei,
die Diele wieder sauber,
kein Auge tränenfrei.
 
Kein schallendes Gelächter,
kein fröhliches Gesicht,
kein Tanz bis in den Morgen,
untragbares Gewicht.
 
Man wird ihn nie vergessen,
den Jungen, der dort starb.
Doch was ist mit der Freude?
Vergraben! Mit dem Sarg.

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