Gisela Lück
Die kleine Bank
Die kleine Bank am großen Strom
hat so viel gesehn.
Schiffe zogen stolz vorbei.
Vieles ist geschehn.
Menschen setzen sich auf sie,
ruhten sich hier aus.
Und für manchen Einsamen
war sie ein zuhaus.
Liebende die trafen sich hier
zum Stelldichein.
Sie ritzten Herzen in ihr Holz, drauf stand:
“Für immer Dein!”
Ein kleiner Junge aber kam
fast täglich zu ihr her.
Er sah den großen Schiffen nach;
träumte vom weiten Meer.
Die alte Dame mit dem Hund
machte gern hier Rast.
Die kleine Bank, sie mochte sie.
Sie war ihr liebster Gast.
Auch ein alter Wandersmann
machte hier Station.
Er spielte Mundharmonika
für einen kargen Lohn.
Doch eines Tages kamen sie
mit der großen Axt.
Die kleine Bank, sie musste gehn.
Sie war nur eine Last.
Die Schiffe fahren immer noch
auf ihrem Weg zum Meer.
Doch keiner schaut ihnen mehr nach.
Niemand kommt hierher.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.12.2010.
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