Ersatzsache

Der Brief, den lang ich schon erwartet,
kam endlich an bei mir,
die Entscheidung stand endlich fest,
ich ahnt' bereits, wie er geartet,
stand doch gedruckt auf Umweltpapier,
was mir bald in der Schwarte kracht:,
Ich muss mich melden zum Arrest,

Ersatzhaft,
Ersatzfreiheitsstrafe,
endlich würde ich bestraft,
für diese dumme Sache,

Man schrieb mir was, teilte mir mit,
innerhalb 2er Wochen seit Erreichen des Schreibens,
müsse ich erscheinen zum Haftantritt,
bei meinem Fernbleiben,
 käme es gleich doppelt dick*:,
Dann erschienen Bullen mitsamt Haftbefehl,
und eh ich mich dann davonstehl',
machte's Handschellen-Klick,

Das ließe sich alllzu leicht vermeiden,
lieber schön ehrlich bleiben,
und freiwillig zur Tat schreiten,
selbstständig die Schritte zur JVA gleiten,
leichten Herzens, leichten Fühlens,
ein paar kurze Tage fertigbüßen,

Dort dann bescheit sagen,
bis sie einen einlassen,
und zur Zelle bringen,
wo schon immer Gitter vor hingen,
die vorerst zum Verweilen zwingen,
meinen Körper - doch meine Gedanken,
die weiterhin als Letzte ohne Schranken,
ohne Wanken, da Gitter sie nicht fingen,

Nun öffnet knirschend quietschend sich das Tor,
Neuerfahrung steht mir nun bevor,
meine Freiheit jetzt ich auch verlor,
 doch kehrt auch sie gern widder**,
freudig begrüß ich nun die Gitter...






(*Wenn man nicht erscheint zu so einem Termin innerhalb des 2-Wochen-Zeitraums, wird Haftbefehl erlassen, d.h. in dem Fall, dass die Polizei nach einem fahndet und einen von Zuhause abholt - und das wäre doch in keinem Falle schön, oder?)
(**eigentlich ist der Widder ja 'n Tier und hat nichts mit wieder oder wider/gegen zu tun.)

Nicht jedes Leben läuft immer perfekt, nicht jeder Mensch kommt ohne schwere Fehler aus, die er begeht. Mir ist einmal einem Herrn Polizisten gegenüber eine dumme, patzige Bemerkung herausgerutscht, die dieser eingeschnappte Wutbürger dann sogleich anschwärzte, indem er zur Anzeige schritt. Das war irgendwann im vergangenen Jahr.
Dann folgten unangenehme Konsequenzen: Ich musste mich bei der Polizei zum Sachverhalt äußern (hätte es auch abstreiten können, dachte aber bei mir, dass Ehrlichkeit noch am längsten währt) - und gestand umfassend mein kleines Verbrechen, das nach den Paragraphen 185 und 194 des Strafgesetzbuches (dies ist eben ein Rechtsstaat!) äußerst strafbar ist, allerdings außergerichtlich regelbar - durch Verhängung von drei Strafmöglichkeiten dafür: Entweder hoher Geldbetrag (unzahlbar für mich, denn ich bin, siehe Steckbrief, der mittelloseste Reimer...) oder Ableistung von Sozialstunden (was damals unmöglich war, aufgrund meiner inzwischen verlorenen (befristeten) Arbeitsstelle, die ich damals noch innehatte. So muss ich jetzt also die Reststrafe in Höhe von 11 Tagen ehrenvoll und ehrlich absitzen, eben im Knast.

So läuft das Leben eben manchmal, es ist nicht perfekt. Wie man meinem Steckbrief auch entnehmen kann, verlief es bei mir alles andere als gut und krisengeschüttelt dafür umso mehr. Aber guten Mutes und leichten Herzens trete ich diese gerechte Strafe an, um daraus zu lernen. Aus all diesen Fehlern, die man im Leben so macht, kann man lernen, wenn man bereit dazu ist. Anschließend werde ich mir natürlich auch eine gute Zukunft gestalten, schließlich wird eine Ersatzfreiheitsstrafe nicht eingetragen, soweit mir das bekannt.

So werde ich es denn angehen.

LG an alle und bis bald.

Euer Eddi SuvegaEdward Suvega, Anmerkung zum Gedicht