Daniela Hoppaus

Schönheit

Bin ich schön?
 
Schönheit war schon immer ein relativer Begriff. Schönheit liegt und lag im Auge des Betrachters. Was uns heute  als Schönheitsideal vorgesetzt wird, ist hauptsächlich ein Diktat aus der Modewelt, wo halb verhungerte Minderjährige untragbare Modelle vorführen.
Dieser Trend führt zu Pädophilie bei Männern und Eßstörungen bei Frauen, die glauben, auch in einem fortgeschrittenen Alter immer noch knabenhaft zart sein zu müssen wie diese Hungermodels.
 
Dabei ist es doch tatsächlich so, daß viele Männer eine Frau bevorzugen, die man auch anfassen kann, ohne fürchten zu müssen, daß sie auseinander bricht. Es gibt auch positive Entwicklungen in Richtung "Mollig ist schön" und "Schönheit ist keine Frage des Alters". Leider ist dieser Trend bisher in der Werbung nur bei Dove - Pro Age zu sehen und selbst dort sind alle Frauen sehr schlank.
 
Noch im Mittelalter war Leibesfülle bei Frauen ein Zeichen von Wohlstand und Gesundheit. Kein Mann hätte sich nach einer Dürren umgedreht.
 
Und Falten im Gesicht zeugen von einem bewegten Leben, erzählen eine Geschichte und geben Aufschluß auf den Charakter eines Menschen. Wie weit wir uns beschränken, wenn wir alle Zeichen des Lebens auslöschen, wage ich mir gar nicht vorzustellen.
 
Horrorvisionen von Klonen geistern schon seit einiger Zeit durch diverse Science - Fiktion Literatur. Menschen werden wirklich zum Produkt, Kinder werden nach Bestellung blond und blauäugig und der Mensch verliert vollends seinen Platz in der Natur, stellt sich somit außerhalb der gesamten Schöpfung und braucht sich gar nicht wundern, wenn er "ausgestorben wird"
 
Der Einfluß der Medien heutzutage und das ausschließliche vermarkten von einem Typ, der als schön gilt, weckt natürlich das Verlangen nach dem gezeigten Produkt und Menschen, die dem Produkt nicht entsprechen, werden als häßlich eingestuft und plagen sich mit Minderwertigkeitskomplexen, was oft den Gang zum Chirurgen nach sich zieht, um sich an Brüsten, Nase, Ohren und so weiter verschönern zu lassen, statt sich mit Selbstliebe zu betrachten und sich so zu nehmen, wie man ist.
 
Der Mensch wird verunsichert in seinem Sein, verliert seine Einzigartigkeit und folgt dem Gruppenzwang.
Das das nicht gut ist, ist uns zwar beim Rauchen schon aufgefallen, aber nicht beim Jugend- und Schönheitswahn.
 
Wieso der Mensch sich selbst betrügt, weil er jünger aussehen will, verstehe ich nicht. Sterben muß er sowieso, keiner kann den Tod betrügen, egal, wie oft er/sie sich liften lassen. und man stelle sich mal vor, wie Petrus im Himmel keine Seele von der anderen unterscheiden kann, weil alle beim gleichen Chirurgen waren.
 
Ich sehe das als sicheres Zeichen der Dekadenz und halte es für den Vorboten des Unterganges der Zivilisation, wenn unsere Kultur solche Blüten treibt.
Es verwundert mich weiters auch nicht, daß viele Menschen einsam bleiben und Beziehungen in die Brüche gehen, weil ein Partner halt nicht so aussieht, wie er laut Medien auszusehen hat.
 
Wie langweilig wäre es, wenn alle Menschen sich dem Diktat unterwerfen würden und alle Eigenheiten ausmerzen? Wahre Schönheit ist sowieso ein innerer Wert und kann durch eine hohle Maske nicht mal ansatzweise repräsentiert werden.
Jeder Ausdruck von Individualität würde ausgemerzt, Menschen würden Gesichter und Körper wie Mode von der Stange  kaufen. Eine erschreckende Vorstellung.
Was nützt ein schönes Äußeres, wenn der Mensch, auch wenn er schön ist, beim ersten Mundaufmachen seine innere schwarze Seele bzw. seinen häßlichen Charakter offenbart?
 
Schöne Menschen sind zwar gesellschaftlich bevorzugt, aber hilft ihnen das im Leben wirklich weiter? Im Gegenteil, ihnen entgeht ein sozialer Lerneffekt.
 
Auch die Annahme, daß jeder Mensch, der schön ist, automatisch auch gut ist, ist eine sehr gefährliche. Damit konnte schon Luzifer mit seiner Engelsgestalt die Menschen täuschen.
 
Meiner Meinung nach ist es ein Zeichen von Dummheit, wenn man an sich rumschnippeln läßt, ohne eine wirkliche Notwendigkeit dazu zu haben.
 
Habe ich Fett an den Oberschenkeln? Absaugen statt abtrainieren! Das geht um einiges schneller und ist in unserer heutigen Zeit das Allheilmittel. Mein Bauch ist nicht flach genug? Statt jeden Morgen Sit - Ups zu machen und die Muskulatur zu kräftigen, lieber unters Messer!
Was für eine himmelschreiende Dummheit - jeder Eingriff, jede Narkose schädigt unseren Körper.
 
Wir verlieren den Bezug zu unserer Körperlichkeit und der Schritt zum gesichtsgelähmten Botox - Monster ist nur ein kleiner.
 
Jemand hat mir mal erklärt, daß man ab 20 für sein Gesicht selbst verantwortlich ist. Damit meinte derjenige die Mimikfalten, die sich ab dann in die Haut einzugraben beginnen.
Mein Schluß daraus war, daß ich mein Gesicht nicht mit irgendwelchen Zornesfalten an der Stirn belasten möchte und im Alter mein Gesicht einen Ausdruck von ruhiger Gelassenheit haben soll, mit Lachfältchen um die Augen. Dazu brauche ich keine
Operation, sondern eine Lebenseinstellung, die sich dann auf meinem Gesicht widerspiegeln soll. Davon habe ich auf jeden Fall mehr, als eine/r der/die sich die innere Seelenqual vom Gesicht operieren läßt. Dieser Mensch wird nicht glücklicher sein nach der Operation als davor, denn die wahren Probleme, die dieser Mensch hat, sind nicht mit wegoperiert worden.
 
Es mag eine Phase der Erleichterung geben, aber früher oder später kommt die Wahrheit immer ans Licht und die Mimikfalten werden weiter ihre Arbeit machen, bis die Haut so gespannt ist, daß jedes Lächeln zur Qual wird. Was für ein Leben!
 
Oder Frauen, die sich nur über ihre Körpchengröße identifizieren. Was für ein Armutszeugnis! Und leider fördern die Männer das auch noch, indem sie auf hohle Schönheiten mit Riesenbusen abfahren oder es zumindest behaupten. Die Menschlichkeit und Liebe wird ersetzt durch pure Konsumierung von Sex.
 
Es ist leider ein generelles Problem der Menschheit, daß Dummheit und Eitelkeit überhand nehmen. Sie richten unsere Welt zugrunde, verstümmeln unsere Kinder und läßt Erwachsene vereinsamen.
 
Man sollte die Schönheitschirurgie dort lassen, wo sie hingehört, nämlich, um
Schwerverletzte wieder herzustellen und nicht zu eitlen Spielchen mißbrauchen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.04.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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