Die nackte Tänzerin

 
Sie setzt ein Bein im Halbschritt vor, so leicht
als schwebe sie empor, der Zehe Ball
berührt den Boden kurz. Die Hüfte weicht
zur Seite, läuft dem Schulterschwung entgegen.
Die Hand mit schlanken Fingern  greift verwegen
ins lose Haar. Dem Schlangentanze gleicht
der zarten Arme schraubend wilder Drall.

Nackt ist die Frau, doch Blößen zeigt sie nicht.
Die Anmut kleidet sie und selbstbewusst wie stark
bewegt sie sich im hellsten Bühnenlicht,
nicht minder reizend auch an dunklen Tagen,
wenn Wind und Regen ihren Rücken schlagen.
Legiert aus Zinn und Kupfer, glatt und schlicht,
tanzt sie auf Marmorstein im Lindenpark.