Ute Abele
Das Kind
Das Kind sieht
den staubigen Weg vor sich
bedeckt mit Steinchen
Es sind Steinchenansammlungen
hier und da
in faszinierender Unregelmäßigkeit
wie Sternenhaufen
oder Sternbilder
deren Namen es nicht kennt
Das Kind weiß nichts und denkt nichts
Es sieht nur, es nimmt wahr
Es sieht den Leiterwagen
auf dem Weg fahren, holpernd
einen feinen Staubschleier
hinter sich herziehend
und die Steinchensternenhaufen sprengend
sie neu ordnend
Es sieht die Speichen sich drehen
Es riecht das Öl
der geschmierten Naben
Es sieht das Metall
und das Holz der Räder
Es sieht und spürt jede
Berührung mit dem Boden
Sieht und spürt diese
faszinierende Bewegung
der kleinen kleinen Fläche
des Rades auf dem Boden
Immer eine andere kleine Stelle
Oder immer dieselbe?
Ist es überhaupt eine Bewegung?
Ist es nicht einfach eine
fortwährende Berührung?
Wie ein Liebkosen?
Ist es nicht Liebe?
Die Liebe in den Dingen der Welt...
Das Kind fragt nicht
und denkt nicht
Stattdessen treffen sich Sehen und Spüren
in seinem kleinen Herzen
Es sieht und spürt
Frieden und Einheit
ohne Worte dafür zu haben oder zu brauchen
Es nimmt wahr und ist verschmolzen
mit allem was es sieht
Es ist ganz und gar
in den Dingen
und ganz und gar
bei sich.
Vorheriger TitelNächster TitelIn Erinnerung an wunderschöne Momente in einer nicht sehr schönen Kindheit. Ich war fasziniert von solchen Feldwegen und von Leiterwägen, die darüber fuhren... Dieses Gefühl von Ganzheit, das dabei spürbar wurde, ist noch heute da... wertvoll...Ute Abele, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.07.2011.
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