August Sonnenfisch

Meeresgroteske

 

Meeresgroteske
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Es schneit in den Wassern des Meeres:
nachtschwarz schneit es
in seinen Welten:
mitnichten schneeweiß, wie
 in den Gebirgen
seit Wintergedenken!
Und es schneit in den Weiten des Meeres,
welches nicht
jenes Meer ist,
welches das Schwarze sie nennen.
Sanft und sachte
schneit es
  Schwarzschneedramaturgien
im gewöhnlichen Meer -
doch bald schneestöbert es heftig
und heftiger aus
schwarzen Trommeln
und aus schwarzen Trompeten
in diesen Wasserwelten!
Da beginnen die
Meeresfische
zu schreien,
die großen wie die kleinen:
sie schreien hinein
in diese nachtschwarz ungeheuerlichen
Flockenungetüme
in ihrem ureigenen Meer!

Und ich frage die Götter: "Schreien die Fische
aus Furcht oder
aus Freude
an der Groteske dieses Geschehens?"





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(c)  August Sonnenfisch, 8. Dezember 2008 ff

nach der 1. Zeile eines Gedichtes von Hans Arp (1887-1966)
mit dem Titel "Schnee":
"Im Meer beginnt es langsam schwarz zu schneien."

(in: "113 DADA Gedichte", Hrsg. Karl Riha, Berlin 1982)




 

Hans Arp (1887-1966)

SCHNEE

im meer beginnt es langsam schwarz zu schneien
der euter läutet an dem wasserast
das rad der fische will sich pfeifen leihen
es schminkt sich haar und geht als trüber gast

die wasservögte ankern nach den toten Sternen
im winde treibt der leuchtturm fort im sack
die bernsteintiere ziehen ungemolken in die fernen
gefolgt von leckem zwerg und kinderwrack

und nichts beschließt das pauken und das knallen
des meeres eifer und der schwämme schrei
der wind spitzt sich von neuem seine krallen
und hängt sich kapitäne ins geweih

der zwerge dünnes horn erschallt
der blitz will jede laus begatten
die harfe klirrt aus niet und spalt
die schiffe reiten auf den ratten

die luft gerinnt zu schwarzem stein
zermalmt wird schnabel braut und rose
es reißt der sterne ringelreihn
der zirkus stürzt ins bodenlose


Quelle: "113 DADA Gedichte", Hrsg. Karl Riha,
Berlin 1982
August Sonnenfisch, Anmerkung zum Gedicht

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