Hermann Braun
Die Bank im Park
Im Park, auf einer Bank
Wir saßen beide Seit’ an Seit’, im Park auf einer Bank,
wo ich in meiner Zeitung las und er vom Weine trank.
Ich war sehr jung, doch er schon alt, der Unterschied erheblich.
Ich siebzehn grad, er achtzig bald, gar älter noch, schon möglich.
Einander war man sich noch fremd, der Zufall strikt dagegen,
dass man sich schon ein wenig kennt, wie ach so oft im Leben.
Und so saß man am Anfang still, man sprach kein einzig’ Wort.
Doch plötzlich hatt’ ich das Gefühl, der Alte geht gleich fort!
Und drum sprach ich ihn hastig an, wie es ihm denn so geht?
“Ach Gott", hör ich ihn, "junger Mann …“, wobei er sich umdreht.
Und ich erblick, was mich erschreckt, ganz plötzlich unvermutet,
einen Blick, der voller Tauer war, dass mir mein Herz fast blutet.
Ich schwieg betroffen, irritiert, hielt seinem Blick nicht stand,
nachdem er zögernd, langsam dann, sich mir hat zugewandt.
Ganz leise fing er an zu reden von Liebe, Lust und Leid,
von all dem, was einst schön gewesen, in längst vergang‘ner Zeit.
Ich hör ihm zu, fast atemlos, steh’ voll in seinem Bann.
Bis ich die Träne sah, die floss,die ihm die Wange runter rann.
„Das Wichtigste, das ist die Lust“, meint er mir zugewandt.
„Wird leider uns erst dann bewusst, kam sie uns längst abhand.
Drum sollt' man dem, der sie ablehnt - gewiss, auch den, du, wird es geben -
bewußt stets aus dem Weg nur gehen, denn der ist Gift fürs Leben!"
Und diesen Rat gab ich auch dem, der gleich mir dort jetzt saß,
als ich vom alten Mann dann sprach, den niemals ich vergaß!
© HB/2011
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.09.2011.
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