Hermann Braun

DAS längste “GEDICHT“ der Welt

Durch Zeit und Raum

Mit elf schon riss ich Bäume aus, wollt ich kein Kind mehr sein, und darum auch aus von zu Haus, klammheimlich und allein.
Ab dann war ich auf Achse nur, war Priester, Bettler, Tor. Hab mit dem Papst durchzecht die Nacht, der mich als Freund erkor.
Ich kehrte ein bei Mao Tse-tung und spielte mit ihm Skat. Wovon ich als Beweis noch heut‘ zwei Fotos von uns hab‘.
Mit Schiller, Goethe, Thomas Mann frönte ich dem Pläsier. Wenn man sich dann besuchen kam, daheim bei Wein und Bier.

Und auch der Alte Fritz sogar, der mein Haus oft betrat, war mehr als nur bekannt mit mir, ein Freund gar in der Tat.
Er wollte, dass ich mit ihm tausch, als Mann und auch den Rang. Das aber lehnte ich schroff ab, weil ich das nicht gut fand.
Wollt lieber bleiben, der ich bin, der ich schon immer war. Zwar arm wie eine Kirchenmaus,  doch frei mit frohem Sinn!  
Ich wollte nie ein König sein, um keinen Preis der Welt. Weil das, wenn überhaupt für mich, zu allerletzt was zählt!
 
Er schätzte mich und ich ihn auch, genauso wie Voltaire, mit dem ich mich nur einmal traf und danach niemals mehr.
Woran das lag, das weiß ich nicht, das ist mir nicht bekannt. Und auch dem Alten Fritz nicht mal, der ihm sehr nahe stand.
Und war die Zeit am Hof auch schön, bei ihm in Sanssouci, fand ich, was ich als Mann so brauch, beim Alten Fritz doch nie.
Das fand ich bei der Dietrich nur, die meine Liebe war. Was ich für mich allein behielt und sie für sich, na klar!

Ich wanderte mit Scott zum Pol, doch kam allein zurück. Das Schicksal hat es so gewollt, nur ich hatte das Glück.
Sogar in der Antike schon,war ich als Held bekannt,der Tiger, Löwe, Leopard mit bloßer Hand bezwang.
Und auch mit Kleopatra gar, war ich dereinst liiert. Wozu nicht ich, o nein, sie mich, mit Lust und List verführt.
Was daran zu bemängeln gibt: Ich bin mit ihr verwandt. Was Walter von der Vogelweid‘ am Hofe schon besang.

Ich war ein Freund von Spartakus, wir kämpften Seit an Seit, mit Schwert und auch mit bloßer Hand zu des Tyrannen Leid.
Auf mich, da kann ich stolz nur sein, geht mir durch meinen Sinn. Auch wenn ich hier und da und dort, weit mehr als reichlich spinn‘.
Und darum will ich weiter spinnen, und das sogar ganz ohne Scham, wie all die andren Leute heute, die ich mir stets zum Vorbild nahm.
Denn so nur macht das Leben Spaß, wie schon in grauer Vorzeit immer als man noch in der Höhle saß!

Ich schluckte Feuer, legte Eier – nein, umgekehrt, Pardon, verzeiht. Was mir viel Ehr, auch Schmach einbrachte in  längst vergang’ner Zeit.
Und doch beim Zeus, hab ich noch was, was mich berührt, zum Hass verführt. Und darum ziehe ich vom Leder, ein jeder kriegt sein Fett hier weg.
Ob Priester, Bauer oder „Neger“, sofern er tief im Dreck drin steckt! Ich schlag euch mit den eignen Waffen und nicht nur das,
auch auf den Kopf. Mit voller Wucht, lass ich es krachen, pack die Gelegenheit beim Schopf.

Und doch mach ich zuvor ’nen Schwenker, verhaftet noch der Nostalgie, zum Volk der deutschen Dichter, Denker,
mit ausgeprägter Fantasie. Vergleiche es mit dem von heute, der Bosse und Ökonomie, der Manager und Wirtschaftslenker,
geprägt von Gier und Strategie. Man denkt und handelt rational – denn Zeit ist Geld, doch Geld ist knapp.
Weshalb der ganz legal schlapp macht, ‘n Freifahrtsschein zum Friedhof hat.

Wie alle die in Hartz-Vier darben, wie nie zuvor zu keiner Zeit, und drum ihr Schicksal tun beklagen, vereint in Armut, Bitterkeit.
Sie gehen samt und sonders unter, denk ich mir oft und auch mitunter, und das in einem reichen Land.
Das was uns fehlt, ist der Verstand! Was morgen sein wird, das weiß keiner, begreife kaum, was heut geschieht.
Wer unten liegt hat schlechte Karten, der wird auch noch posthum besiegt.

Und jetzt auch noch das mit Europa, wo man den gleichen Ton anschlägt. Indem man sich kaum darum kümmert,
worum es doch in Wahrheit geht. Der Teufel, soll den Teufel holen und die, die seine Helfer sind.
Und nicht mit Nachsicht noch belohnen, auf dass ein jeder mir zustimmt. Wir brauchen keine neuen Werte,
denn die wir haben, sind okay. Nur wie man sie benutzt, anwendet, das schreit zum Himmel hoch, o weh!

Die Kastenbildung ist verwerflich, zerstört den Staat, bringt den Ruin. Wozu braucht man noch Ständekassen?
Verschlossen bleibt mir da der Sinn! Was bloß, frag ich, muss noch geschehen, auf dass man endlich das wahrnimmt,
was ich bemängle, ändern möchte – und das nicht nur vielleicht, bestimmt. Am Werke sind nur Dilettanten,
kein wahrer Könner ist dabei. Sonst wär man doch gewiss schon weiter, so aber, scheint’s, verhallt mein Schrei.

Die Einheitswährung, die geht unter, der Exitus ist nicht mehr weit. Die Geier zieh‘n schon ihre Kreise,
am Himmel hoch geraume Zeit. Man wird sie bald zu Grabe tragen, wenn nicht die Rettung doch gelingt.
An die jedoch, will ich nicht glauben, was wahrlich schon nach Abschied klingt! Denk ich daran, wird mir ganz bange,
mein Herz pocht laut und mir wird schlecht. Reist‘ ich doch gern von hier nach Cannes und auch Athen und Anderlecht.

Dann führt man bald schon wieder Kriege und auch die Wehrpflicht wieder ein. Und fällt zurück ins Mittelalter –
dabei könnt‘ es so schön doch sein! Und doch glaub ich, es wird noch dauern, und auch mal sehen, was sonst noch kommt.
Der Mensch ist kein Geschenk des Himmels. Wie bloß kam man auf die Idee, dass er das sei, der Schöpfung Krönung,
hör‘ ich so manchen schon kalauern, bei all dem Unheil, das ich seh‘! 

© HB/01.10.2011 
 


Wer will, der mag mit mir wettstreiten,
ob er das auch so hinbekommt wie ich.
Ich freute mich, tät’s wer versuchen –
ganz interessant wär’s sicherlich!

Den Ruhm jedoch werd ich einheimsen,
weil ich nun mal der Erste bin.
Drum denk auch du mal an was Neues,
steht dir danach sodann der Sinn!
Hermann Braun, Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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