Ingrid Drewing
Herbstdämmerung
Des Jahres Mitte weit schon überschritten;
den jungen Herbst traf Sommer an der Tür.
Er, der so taff, ließ sich nicht lange bitten,
trat ein, nahm Platz, beanspruchte Revier.
Wir kennen ihn mit seinem Freudenfeuer,
so schnell entflammt, küsst er die Blätter rot,
lässt sie in Wirbelwinden tanzen; teuer
scheint ihm da nichts zu sein, verkennt die Not.
Wenn im November welk die Blätter zittern,
am Boden liegend; Nebelschwaden schweifen,
schon Winters Fröste nach dem Herbstkleid greifen,
ahnt er nun rau gereift auch das Verwittern.
Verhüllt sein kahles Haupt im Nebelflaus,
und Rabenvögel fliegen um sein Haus.
© Ingrid Herta Drewing
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.10.2011.
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