Wolfhart Willimczik

Luzifers Walpurgisnacht


 
An alle Diebe, Mörder, Lügner und Betrüger,
nicht zu vergessen alle Henkersknechte -
für Belzebub grad' das Rechte.
 
Kurz: an alle Faschisten und Kommunisten;
nehmt auf gleichen Schritt und Tritt -
kommt her - macht alle mit.
 
Es ist des Teufels süßer Lohn,
ihre Seelen hab ich schon.
 
Machtbesessen und vom Hass zerfressen -
gaben sie ihr Bestes her –
zurück bekommen sie es  nimmermehr.
 
Kommt zum Brocken zur Walpurgisnacht,
dass es nur so kracht.
 
Genossen seid bereit -
Eintritt und Gelage sind für euch wie immer frei.
 
Kommt alle zu dem wilden Treiben;
keiner soll zu Hause bleiben.
 
Sendet durchs Land die Direktiven,
hier bekommt ihr nur die allerbesten Lügen.
 
Ihr braucht euch nicht mehr zu quälen
um die Wahrheit herum zu reden.
 
Hier gewinnt ihr alle eure Wahlen,
müsst nur von euren Schandtaten lauthals prahlen.
 
Es kommen auch alle Sünder –
und solche, die es werden wollen,
begleitet von einem Donnergrollen.
Hierdürft ihr machen was ihr wollt,
auch wenn dort oben einer grollt.
Und hört jetzt auf so arg zu zittern -
es ist ja nur ein Gewitter.
 
Dort kommen sie angewalzt in bunten Haufen -
willenlos ihre Seelen zu verkaufen,
schwer bepackt mit Utensilien:
Neid, Hass, Hetze und Intrigen,
sind sie zu jeder Schweinerei -
mit festem Schulterschluss sofort bereit.
 
Nur einige fehlen unter den Genossen;
sie wurden an der Grenze schon erschossen.
 
Der da fiel mit seinen Krücken,
niemand soll sich nach ihm bücken.
Zeigt dem Schwächling kein Erbarmen -
werd mich an euren Seelen laben.
 
Solch’ Unholde möcht´ ich haben,
lasst jede Sittsamkeit zur Hölle fahren.
 
Vergesst was ihr einmal ward gewesen,
an der Sünde werdet ihr genesen.

Habt ihr auch eure Kinder mit Beelzebub versoffen,
werdet ihr Luzifers beste Genossen.
 
Mephisto - der Verruchte -
lädt euch ein zu feiern –
den Sieg des Bösen über das Gute,
den Sieg der Gemeinheit
über den Heiligenschein.
 
Seid bösartig und gemein
und lasst dabei einen fahren;
ich selbst bescheinige euch dafür göttliches Gebaren.
So werdet ihr alle mein.
(Abwechslung im Reim,
muss auch mal sein.)

 
In dieser Nacht fürwahr -
das lässt doch hoffen -
ist der Höllenschlund für jeden offen,
aber nur einmal im Jahr.
 
Auch Genosse Mielke wird erwartet,
nur mit einem Pferdefuß heute etwas entartet.
Sein Kommen ist ein Muss,
wer sonst bietet euch den heiß begehrten Bruderkuss?
Er tanzt mit euch und führt mit seiner Devilskralle,
ständig hauchend: „ich liebe euch doch alle.“
 
Der aus der Hölle aufsteigende ätzende Gestank
macht eben einen jeden liebeskrank.
 
Hier erscheinen die großen der Geschichte -
an den flackernden Feuern in einem ganz anderen Lichte.
Sie waren einst ganz oben -
hier schmoren sie wie ganz gewöhnliche Ganoven.
Die Hölle gibt sie frei zu diesem Fest,
zu begrüßen den schon verdorbenen Rest.
 
Auch Ulbricht ist schon wieder da.
Heute mit gebrochener Stimme -
und etwas stotternd zwar -
versichert heute noch – der Schlimme:
„nein - mitnichten -
niemand hat vor eine Mauer zu errichten!“
 
Aber einst hatte er einen schlimmen Traum –
das war ein Grauen.
Zuerst gingen im ganzen Land die Lichter aus,
dann kam das Volk und wollte ihn verhau’n -
begleitet bei den Worten:
egal was ihr da oben wollt -
wir sind das Volk!
Es wiederholte sich an allen Orten.
 
Heute darf er deshalb stampfen, saufen und auch fluchen.
An alle Roten - den Verruchten -
wollt ihr es nicht auch einmal versuchen?
 
Ihr dürft hier eure Frau betrügen
und am morgen sie dafür verprügeln.

Ihr dürft Hexen schwängern und dazwischen saufen -
Engel sich die Haare raufen.
 
Auch sollt ihr euch alle gegenseitig belauschen,
ich werde mich - wie immer - daran berauschen.

Ihr findet verkrüppelte Faschisten -
eng umschlungen - ja sogar mit abgetakelten Kommunisten -
bei einem nicht endenden wilden Liebestanz;
aber bitte: tretet Luzifer nicht auf den Schwanz.
 
Ein Stasispitzel wittert sofort Verrat,
dabei machen sie doch nur politischen Spagat.
 
Euch vergeht doch nicht der Mut
angesichts dieser Teufelsbrut?
 
Es sind die Genossen der ersten Stunde,
ihre Lügen sind heut’ Nacht wieder in aller Munde.
 
Das Gespenst des Kommunismus ward auch irgendwo gesichtet,
hatte im Geiste schon auf Erden höllische Zustände errichtet.
Ich hätte dabei ein schweres Los,
machte es mich doch arbeitslos.
 
Zögert nicht, ihr sollt es wagen,
kommt doch bitte in großen Scharen.
 
Und gewährt mir doch die Bitte;
lasst Belzebub in eure Mitte.
 
Euer Gewissen lasst ihr lieber draußen liegen,
so fällt euch leichter das Lügen und Betrügen.
 
Schüret Hass
ohn’ Unterlass.
 
Euren alten treuesten Freund -
macht ihn zum verhassten Klassenfeind.
 
Der allerhöchste Gedankenflug
ist immer noch der Betrug.
 
Zu wessen Ruhm
solltet ihr was Gutes tun?
Ihr seid doch nicht viel besser
als gewöhnliche Zersetzer.
 
Nach dem ganzen hin und her,
rund herum und kreuz und quer,
gebt mir eure Seelen her.
 
Ach ja – auf einem alten Besen -
war auch Doktor Faustus mal hier gewesen.
 
Den alten Knaben hätt’ ich fast vergessen
War er doch so besessen -
wollt’ ergründen
was die Welt im Innern so zusammen hält.
Ha – beging dabei ja auch nur Sünden.
 
Seine Seele gab er her für Wissen -
hab’ ihn am Ende auch beschissen...
 
Gretchen war sein größtes Sehnen,
war er doch nach ihr ganz liebestoll,
am Ende aus dem Kerker - quoll
nur ihr ohnmächtiges Flehen.
 
Er hatte alles nur verdorben -
genau wie diese wilden Horden.
 
Trotzdem waren es die guten alten Zeiten,
konnte man doch auf seinem eignen Besen reiten.

Hetzer und heimliche Messerwetzer haben es schon erraten -
von mir bekommt ihr heut´ den größten aller Teufelsbraten.
Anstand, Liebe, euren freien Willen könnt ihr schon vergessen,
denn die habt ihr dann alle selber aufgefressen.
 
Auch auf euer Gewissen
habt ihr nach diesem Abendmahl gesch.....

Wer es wünscht ein wenig krasser,
nehme mehr vom beliebten Teufelswasser.
 
Dann glaubt ihr Machtbesessenen in diesem Haufen:
euch gehört die ganze Welt;
nur dürft ihr nicht aufhören zu saufen;
die Illusion sonst auseinander fällt.
 
Einer fühlt sich dabei ganz wohl.
Nur eines scheint ihn zu verdrießen,
dass ihm nun zwei Hörner aus dem Schädel sprießen.
 
Ich denke, wenn ich richtig sie belüge,
feiern sie heute ihre nie errungenen Siege.
 
Wer will es ihnen denn verwehren -
der solle sich zum Teufel scheren.
 
Und das lieblich ätzende Hexenelixier -
das rat ich dir.
Mal sehen was dann passiert.
 
Wird es dir auch schlecht bekommen
Hast’ doch für ein paar Stunden allerhöchste Wonnen.
 
Später - auf dem Trip -
werden deine Halluzinationen immer bunter.
Dann führ ich dich zur Hölle runter.
 
Zu spät wirst du erahnen;
zum Frühstück, Mittag und am Abend
servier’ ich dir nur Höllenqualen.
 
Sie saufen jetzt schon viel zu lange,
da wird sogar dem Teufel Angst und Bange.
 
Jetzt fangen sie auch noch an zu singen -
Engel sich die Hände ringen.
 
„Wir werden weiter marschieren...“
Sehr wohl Genossen -
das Höllentor steht euch weit offen -
will mich ja nicht blamieren.
 
Hauptmann Wagner dirigiert,
damit ja nichts mehr passiert.
 
Das ist des Teufels große Stunde,
die Massen führen zum Höllenschlunde.
 
 
Solch ein Gewimmel möcht´ ich sehn,
lasst alles Irdische vergeh`n.
 
Zum Augenblicke möchte’ ich sagen;
verweile doch – ihr müsst es doch ertragen.
 
Da hilft kein Jammern und kein Schrei`n -
am Ende seid ihr alle mein.
 
 
 
Luzifer

 
 
 
p. s.:
Nicht begriffen -
die Moral von der Geschicht' ?
 
Dann lasst es euch erklären –
von euren Funktionären.
 
Und macht nicht mehr so böse Minen -
so oder so werde ich euch am Ende alle kriegen.
 
 
 
 
Einige Worte habe ich –
Goethe hätte es sicherlich erlaubt –
aus seinem Faust geklaut.
 
 
 
Der Autor spricht aus Erfahrung, denn er wurde aus politischen Gründen im Osten eingesperrt und im Westen wurde im Zuge eines Zersetzungsvorganges u. a. ein Ermittlungsverfahren wegen angeblicher Spionage für den Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR durch den Generalbundesanwalt (derjenige, der eine Amnestie für alle Stasiagenten gefordert hatte) eröffnet, damit seine Erfindungen den Betrieben verboten werden konnten.
Sein Gegenspieler war der berüchtigte Hauptmann Wagner, der eine Doktorarbeit über den Kampf gegen Wissenschaftler geschrieben hatte:
"Die Bekämpfung der imperialistischen Ost- und DDR-Forschung und ihrer Einrichtungen in der BRD", Doktorarbeit an der juristischen Hochschule Potsdam von Dr. jur. Hans-Peter Wagner, geb.19.09.1940, Hauptmann des SSD (Staatssicherheitsdienst der ehemaligen "DDR") und Dr. jur. Dietrich Erwin, Major, 18.11.32, JHS, GVS MfS 160 - 50/74 I/II, magna, 31.05.74.“

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