Florence Siwak
Immer zu spät
Immer und überall ist sie zu spät
Immer und überall ist‘s grade aus
Sie weiß schon im Voraus, dass für sie kaum was geht
Was soll sie bloß tun? Nägel knabbern zu Haus?
Fast täglich im Alltag – sie kann fast drauf warten
Schon wenn sie sich kämpft früh aus dem Bett
Sie spürt dann genau – wieder echt schlechte Karten
Warum ist das Leben zu ihr niemals nett?
Zu spät für den Markt, für die Halbe-Preis-Quiche
Für‘s Gratis-Konzert, die Talkshow mit Gästen
Das Obst im Discounter scheint auch nicht mehr frisch
Auch mit dem Parken steht’s nicht zum Besten
Ihr Outfit sogar - ist nie dernier cri
Befiehlt uns die Mode, der Rock, der sei schmal
Trägt sie eine Glocke – mit zu viel chichi
Bei all ihrem Pech ist das schon egal
Das hat sie mir gestern beim Kaffee erzählt
Den hatte sie übrigens gleich auf dem Schoß
Ihr Lächeln voll Frust kam etwas gequält
„Da kannst du ja sehen, wie kommt das denn bloß?“
Ich hörte mir an, wie sie sich beklagt
Ich dachte gut nach und nahm einen Schluck
Dann habe ich ihr, was man so sagte, gesagt
„Nimm alles mal leichter, du stehst unter Druck!“
„Vielleicht bist du ja gar nicht mal immer zu spät
Und der Modetrend hinkt dir nur hinterher
Vielleicht bist du jemand, der zu früh vorwärts geht
Sieh es mal so, denk einfach mal quer“
So hab‘ ich’s gemeint, so hab‘ ich gesprochen
Ich drückte sie kurz und ging stolz nach Haus
Sie hat sich für einige Tage verkrochen
Und kam dann erhobenen Hauptes heraus
Zwar waren die Haare für sie viel zu lang
Sie schwitzte – der Pulli war zu warm und zu schwer
Ihr Lächeln jedoch – war offen, nicht bang
Sie schien mir zufrieden, wie niemals vorher
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.06.2012.
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