Der Harvester (aus Bäumen wird Papier)

Der Harvester (aus Bäumen wird Papier)
 
Es ruht der Wald im sanften Morgenlichte,
Der Atem dieses Lebensraums erwacht.
Noch ahnt ihr schlimmes Schicksal keine Fichte.
¤      ...Ach, hätt ich andre Arbeit heut gemacht.
 
Den Waldweg hoch kommt Satan mit Gebrülle.
Hoch effizient ist seiner Arme Kraft,
¤      ...noch ist mein neuer Laserdrucker stille,
noch steht mein Freund, der Baum, in vollem Saft.
 
Schon greift der Satan meinen Freund ganz unten,
mit einem Schnitt trennt er den Stamm vom Rest.
¤      ... Derweil hab ich das Druckprogramm gefunden.
Vom Stamme fällt ein kleines Vogelnest.
 
Der Satan kippt den Stamm nun in die Waage,
weil er die Äste amputieren soll.
¤      ...Mein neuer Drucker ist nun in der Lage
           und druckt mit „Duplex“ hundert Seiten voll.
 
Der Stamm saust hastig durch des Satans Fräsen,
am Ende bleibt ein Pfahl aus grünem Holz.
¤      ...Das, was ich drucke, wird bestimmt gelesen.
           Auf das Ergebnis bin ich heut schon stolz.
 
Ein Ast stößt sperrig in des Satans Rachen,
er trifft des Diesels Seele ganz genau.
¤      ...Und ich? Was soll ich nur dagegen machen?
            Mein Drucker hat den allerersten Stau.
 
Das Schicksal scheint die Handlung nun zu wenden,
Des Satans Harvester ist wohl defekt,
¤      und ich kann meinen Druck nicht mehr beenden.
doch beider Fehler sind zu schnell entdeckt.
 
¤     Ihr Leben spendet für Papier die Fichte,
¤     Papier, von dem ich viel zuviel verbrauch,
¤     Gedankenlosigkeit macht viel zunichte
¤     und alles löst sich auf in Schall und Rauch.
 

Ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt.
Jürgen Berndt-Lüders, Anmerkung zum Gedicht