August Sonnenfisch

Der Schlaraffe in uns


.
Der Schlaraffe in uns



Ich begegne dem Schlaraffen in mir:

Von alleine solle es gehen,
ohne das Spiel der Kinder und der Narren.
Ohne Mühsal allemal: ohne Schmerzen,
 ohne gefährliche Klippen!
Und selbstredend:
ohne aufwändig
zu proben und zu probieren!

Lieber alles belassen,
wie es ist - als das
Spiel der Narren und Kinder
mit seinen Abenteuern,
Lachen und Tränen!
Und vom Schweiß und der Mühen
in den Bergen
schweige man mir!
Lieber mit den Tälern sich begnügen -
als nach den Gipfeln
sich sehnen!

O nein! - der Schlaraffe in uns hat
das Streben und Bestreben
so satt: er fürchtet
das Bemühen gleichermaßen wie
das Scheitern.

Süchtig ist er nach dienstbar
geflissentlichen
Geistern! Wie schätzt er
Geschenke und Rabatte!
Wie liebt er Rolltreppen, Fahrstühle
und Lieferungen frei Haus!
Und wie behagt's ihm, der Masse
  zu folgen, dem Trend!

Und der Schlaraffe in uns
goutiert es, sich
beflügeln zu lassen
durch deine Begeisterung, sich Beine
machen zu lassen
durch deine Ideen!

Doch er fürchtet
seine Wut, seinen Schmerz,
seine Trauer,
seine Ohnmacht -
insbesondere seine Furcht
vor dem Tod.
Derlei Gefühle flieht der Schlaraffe -
er weist ihnen
mit Verve
die Tür!

Zuvörderst fürchtet er sich
vor seiner Macht,
vor seinen eigenen Talenten!
Er denkt sie schlecht, er
redet sie klein:
Das ist seine Litanei! Die Litanei dieser Tage!

So schmeckt dem Schlaraffen in uns
das Lamentieren,
das Reklamieren,
das Beklagen!
Er ergeht sich in der Fata Morgana
seiner Ohnmacht!
Verliebt ist er in jenen
Pontius Pilatus:
Ihn zu zelebrieren: seine
schuldigen Hände in Unschuld zu waschen
und alle Verantwortung bei allen anderen
zu suchen und zu finden:
das ist ihm das
liebste seiner Rituale!

Des Schlaraffen
Leitstern ist mitnichten jener
Bethlehemstern -
sein  Leitstern
ist das Faultier:
dessen Trägheit ist ihm ein Behagen.

*
Jetzt blicke ich diesem
Schmarotzer von einem Schlaraffen  
in seine glanz-
losen Augen, danke ihm
für seine Dienste
und verabschiede ihn
mit Grandezza!

Letztlich bereitete mir dieser
Schurke von einem Schlaraffen
nur Ungemach
über Ungemach!

Lange Zeit wähnte ich mich gefangen

in seinen Fängen!
Doch eines Tages
sah ich dieses Spiel der Kinder
-
welches sie schon immer
vor meinen Augen gespielt ...
sah ich diesen Tanz der Blüten
in den Frühlingswinden -
welchen sie schon immer
vor meiner Nase getanzt ...
sah ich diese Wanderschaft des Baches -
welche schon immer
sein Wesen war!


In solchen Augenblicken des
Inneseins wählte ich mir

das göttliche Spiel 
als mein Zauberwort fürs Leben:
das göttliche Spiel mit den
Gegebenheiten
des Daseins!

Der Schlaraffe in mir darf schwinden,
verschwinden,
das Spiel in mir darf wachsen:
das göttliche Spiel
im Weinberg des Lebens:
voller Überraschung, voller Risiken,
voller Thesen
und Synthesen,
voller Aufgang und Untergang!
Voller Furcht und Courage, voller
Schmerz und Freude,
voller Ohnmacht und Auferstehung!
Voller Täuschung und Enttäuschung,
voller Warteschleifen,
voller Entdeckung und Kreation!
Letztendlich voller
Freudentränen
und voller Freudengelächter!

Ist doch der Mensch ein
Ebenbild Gottes in Nuce.

Doch er pulsiert nur da
in seiner göttlichen Macht, wo er spielt -
und er spielt nur da,
wo er in seine
Gottesebenbildlichkeit sich erkühnt.









(c)  August Sonnenfisch, 6. Mai 2012 ff

Über den Menschen als einen Spielenden:
siehe Schillers 15. Brief aus seiner Schrift
"Über die ästhetische Erziehung des Menschen":
Friedrich Schiller (1759-1805):
Der Mensch spielt nur,
wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist,
und er ist nur da ganz Mensch,
wo er spielt.




 

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