Paul H. Jansen

Der Reservist

Ich kam zum Militär –
Rekrut zu mimen viel mir gar nicht schwer.
Marschieren, schießen, was es auch sei,
als Schütze-Arsch war ich dabei.
Dann der Appell, wo mir der Uffz. mit ''sanfter'' Stimme riet:
Mensch treten sie sofort ins Glied!
Ei, dachte ich, wie soll ich das verstehen?
Um einen war es dann geschehen.
Dem trat ich kurzerhand ins anvisierte Ziel,
das war dann doch etwas zu viel.
In C-Dur sang der gute Mann,
wie kaum ein anderer besser Singen kann.
Noch immer kann ich es nicht fassen –
ich wurde umgehend entlassen.
Blieb aber trotzdem Reservist,
der nach wie vor noch Mit-Glied ist.

Im Manöver sollte ich den Feind erspähen;
ich begann in allen Kneipen nachzusehen –
dann; als ich den achten Whisky trank ging auf die Tür,
es war nicht der Feind, es war der Unteroffizier.
Trotz meines Eifers und Disziplin
musste ich aus der Kaserne ziehen.
Mir war egal, wie immer auch das Militär entschied,
ich war und blieb ein Mann Mit-Glied.

Bei einem Manöver war in Gedanken ich ein Held.
So dachte ich, bevor noch jemand fällt,
hab ich mich gleich dem Feind gestellt.
Das war nicht klug von mir gedacht,
denn folgendes hat man mit mir gemacht:
Im hohen Bogen bin ich aus der Armee geflogen!
Humanitäre Hilfe leistender wollte ich sein,
dann dieser Arschtritt – das fand ich gemein.
Weil ich unfreiwillig aus dem Dienste schied,
stand ich in meiner Kompanie nun nicht mehr stramm im Glied.
Frustriert kehrte ich in das nächste Gasthaus ein,
begoss mich dort sogleich mit einigen Schoppen Wein,
verspürte einen Harndrang und ging so wie es sich gehört
in das WC. hinein.
Jeder weiß was darin unter anderem geschieht,
wie gewohnt fasste ich mich an mein Glied.

Kann es noch immer nicht verstehen: Warum gerade ich,
der pflichtbewusst in jeder Hinsicht musste gehen –
vermutlich war das doch nur ein versehen?
Beim grübeln sprach mir jemand ins Gewissen:
für einen Psychiater wäre ich ein echter Leckerbissen.
Die Behandlung, eigentlich nur eine kurze Prozedur,
die brächte mich gleich wieder in die richtige Spur.
Vielleicht, so mein Gedanke, kann das des Rätsels Lösung sein;
denn schaut ein Fachmann mit seinem Röntgenblick in mich hinein,
müssten meine verborgenen Fähigkeiten - so hoffe ich - zu sehen sein.
Meine in mir schlummernden Talente würden zunächst erst einmal prognostiziert, bestätigt und hernach dann proklamiert -
und das von einer Kapazität die das eigens hat dafür studiert.
Hab ich ein - Optimist - das Gutachten erst in den Händen,
motiviert das noch intensiver meine Zuversicht.
Greifbar nahe habe ich mein Ziel nach langem Warten nun vor Augen,
wie beim Gang durch einen langen Tunnel,
sehe ich am Ende endlich das ersehnte Licht.
Wichtig ist, so wird gesagt, immer an seinem Erfolg zu glauben,
negative Gedanken würden nur die Illusionen rauben.
Mein positives Denken sagt mir:
nutze die zweite Chance – lass dich von deinen Gefühlen leiten –
alles Große fängt klein an.
In meinem Horoskop stand kürzlich erst zu lesen,
dass ein Streber wie ich sein gestecktes Ziel erreichen kann.
Was soll aus dir noch werden,
ist eine von vielen an mich gerichteten Fragen.
Hauptmann würde ich gern sein,
doch das getraute ich mir nicht zu sagen.
Nur allzu lange soll das kein Geheimnis sein, eins nach dem andern:
zunächst reiche ich bei der Kommandantur meine Bewerbung ein.
Der Bund fördert die Aktion,
am Stammtisch wussten das die meisten schon.
Als Tapferkeitsoffizier wurde mir gesagt,
benötigte ich nicht einmal ein Abitur,
nun wird das, was ich mir in den Kopf gesetzt, auch durchgesetzt,
gleich nach Abschluss meiner Seelenkur.
Das Ergebnis meiner Therapie: verheilen wird mein Hirnriss nie!
Weil der von meiner Stirn verhüllt, kann den von außen keiner sehen,
so macht ein Wink des Schicksals das Ganze ungeschehen.
Wenn ich auch zeitweise den Eindruck erwecke ich wäre verklemmt,
als Inhaber meines Körpers kann ich dazu nur sagen:
mein Intelligenzpotential ist dadurch in keinster Weise eingeschränkt.

Es war dann an der Zeit, konnte es kaum erwarten:
Bekannte und Freunde sahen mich zur Kaserne starten.
Vor dem Hauptquartier stoppte ich meinen Lauf, machte Meldung,
und sagte das, was ich zuvor eingeübt, kurz und präzise auf.
Was ich erntete war ein strenger Blick, ein hartes Wort,
hoffnungsvoll war ich gekommen, eingeschüchtert zog ich wieder fort.
Selten war ich so von der Menschheit enttäuscht;
nun zog ich wie ein Büßer von dannen, tief in mich gebeugt.
Die Ernüchterung ist eine bittere Pille, war das des Schicksals Wille?
Oft stand ich vor dem Spiegel – sah mich als Kommandeur,
heute weiß ich, es war nur ein Traum, doch der gefiel mir sehr –
schmiss mich stolz und von Ehrgeiz geprägt in die Brust,
so wurde ich durch meine Phantasie einstweilen wieder selbstbewusst.
Wie der Placebo ein Dope für den Geist,
der navigierend auf einen guten Weg hinweist.
Die Psyche wird immer Höhen und Tiefen erreichen,
wohl dem der es versteht das auszugleichen.
Wie soll ich es denen sagen, die mich nun löchern mit Fragen?
Vielleicht versuche ich es noch einmal später,
dann benötigen die bestimmt einen Ersatzdienst leistenden Sanitäter.
Nur wenn die Pflicht mich ruft, gehe ich wieder zum Militär;
doch bis es soweit ist, mach ich überhaupt nichts mehr.
Hartz, so heißt der gute Mann, dem ich das verdanken kann.
Neuerdings schmerzt wieder einmal bei mir ein Glied,
nur eines von meinen chronischen Leiden,
die sowie mein Talent leider niemand sieht.
Bilde ich mir letzten Endes alles nur ein? ''Hab ich Rheuma''?
Oder sollte meine Erkenntnis nur die Phantasie meines Geistes sein?
Gerne denke ich an die Zeit mit tiefen Sinn,
als ich beim Bund gewesen bin.
Wenn alle so wie ich gedacht, würde über das Wort Krieg nur gelacht.




Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Paul H. Jansen).
Der Beitrag wurde von Paul H. Jansen auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.08.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Paul H. Jansen als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Nicht alltägliche Hausmannspost: Scherzartikel, Wortspüle und Küchenzeilen aus Valencia von Siegfried Fischer



Lehrerin C. wird an die Deutsche Schule Valencia nach Spanien vermittelt. Etwas unvermittelt wird dadurch der mitausreisende Ehegatte S. zum Hausmann und hat nun mit Küche, Haus, Garten, Pool und der spanischen Sprache zu kämpfen.

Eines schönen Vormittags beginnt er seinen ersten Haushaltsbericht zu verfassen und als E-Mail an Freunde und Verwandte zu versenden.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Allgemein" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Paul H. Jansen

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Dissens von Paul H. Jansen (Allgemein)
Ein Bericht von Heino Suess (Allgemein)
steigerungsfähig? von Heino Suess (Aktuelles)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen