Dichters Sonnengesang

Der Abgrund ist verschlossen,
die Geister sind entfleucht,
was mich im Dunkeln quälte,
hat das Morgenlicht verscheucht.
 
Ich öffne alle Fenster
und lass die Sonne rein,
ist sie mir auch oft ferne,
heut Morgen ist sie mein.
 
Im Wachen bin ich Dichter,
im Traum bin ich Prophet,
im Zwielicht bin ich Popstar,
der die Wirklichkeit verdreht.
 
Bin ich auch oft ein Messer,
verletzen will ich nicht,
und trotz manch dunkler Seite
führt mich mein Weg ins Licht.
 
Erst heute sah ich wieder
dem Feind ins Angesicht,
er hat mich lang verängstigt
mit seinem Strafgericht,
 
doch als ich ihn dann ansah,
verschwanden Angst und Weh,
und seine Drohgebärde,
sie schmolz dahin wie Schnee.
 
Und dort, wo er gestanden,
da war ein Topf voll Gold
und alles Glück der Erde;
was immer ich gewollt.
 
Drum will ich dir jetzt schreiben:
Nur Liebe lebt, mein Freund;
Wenn du ihn mutig ansiehst,
verschwindet jeder Feind.
 
Der Abgrund ist verschlossen,
die Geister sind entfleucht,
was mich im Dunkeln quälte,
hat das Morgenlicht verscheucht.
 
„Wer ist eigentlich diese Angst, von der immer alle reden?“
  (Wandaufschrift in Hamburg St. Pauli)