August Sonnenfisch

Okkupation

 

O k k u p a t i o n


Lebte ich in weniger
grimmigen Zeiten,
schriebe ich weniger grimmige Gedichte.

*
Alle denken das gleiche. Alle
fühlen das gleiche.
Alle begehen die gleichen Taten.

  Und ein Jeder von uns wähnt,

gerade damit sei er belangreich,
begehrenswert,
und voller Bedeutung!

Und ein Jeder fatamorgiert,
er sei individuell
und autonom!
 
  In Wahrheit bist du
eine Ameise in all
   dieser Wuselei und Wimmelei:
du denkst, was alle denken -
du fühlst, was alle fühlen -
du tust, was alle tun!

Einen ureigenen Gedanken
durchdenken: o nein!
Ein ureigenes Gefühl
durchfühlen: o nein!
Eine ureigene Tat tun:
o nein!

Desserteure im Krieg
wurden kurzerhand erschossen!

Abweichler im Frieden
dieser Zivilisation
ziehen die Pfeile des Spottes auf sich,
 Hohn und Gelächter!
Sie geraten in das Minenfeld
von Missbilligung,
Maßregelung und Missachtung!
Flugs sind sie ex-
kommuniziert!  

*
Fraglos beschallt dich
der Mainstream
in jedem Bistro, auf jedem Bahnsteig,
in jedem Supermarkt
mit seinen Schlagern
und mit seinen Dateien!
Aus Boxen, die du produziert!

Und der Mainstream indokriniert dich
mit seinem Konzepten
mittels seines
Waldes an Blättern!
Blättern, die du finanzierst!

Und der Mainstream indoktriniert dich
  mit seinen Programmen
mittels der Flimmerkisten
in deinem Zuhause, diesen
Kanzeln der Moderne!
Denen du ihren Odem einhauchst
mit deinem Laster
und deinem Zaster!

Und der Mainstream programmiert dich

mit seiner Logik
und seiner Logistik

in deinem Beruf
und in deinem Verein!

Auf dass du
das gleiche schaffen mögest
und das gleiche
sagen mögest
wie alle!
Mit dem gleichen Gebahren!

*
Schon die Kinder in den Familien,
in den Krippen
und Schulen
konditioniert und programmiert
man
mit der
Weltsicht und den Idealen

des Mainstreams!

*
Und schließlich hypnotisiert
ein Jeder und eine Jede sich selbst:
die inneren Richter halten uns
an kurzatmiger Leine:
sie zwängen uns in die Spur
des Aufbrezelns
und der Schaumschlägerei, 
sie zwängen uns in die Spur
der Tüchtigkeit und der Tapferkeit
für das Gespinst: das
Gespinst des Höher-Weiter-Reicher!

Mephistopheles zur
hämischen Freude!

*
Alle denken das gleiche,
alle fühlen das gleiche,
alle begehen die gleichen Taten.
Doch ein Jeder wähnt,

gerade darin sei er belangreich,
 begehrenswert
und voller Bedeutung!

Und ein Jeder fatamorgiert,
er sei individuell
und autonom!
 
Und die Arztpraxen florieren - diese
Rehabilitationsstätten für
unsere geschundenen Leiber!

*
Doch wieder und wieder erwachen
Einige von uns
aus dieser
kollektiven Trance!

Sie feiern Himmelfahrten
auf Erden:
eine Fahrt
in die inwendigen Himmel!
Die auf uns warten
ohne zu warten.

Das ist die gute Nachricht in diesen
apokalytischen Tagen!


 

(c)  August Sonnenfisch, 16. August 2012 ff



 

"Ich kannte einen Hund,
der war so groß wie ein Mann,
und so arglos wie ein Kind und
so weise wie ein Greis.
Er schien so viel Zeit zu haben,
wie in ein Menschenleben nicht geht.
Wenn er sich sonnte und einen dabei ansah,
war es, als wollte er sagen: Was eilt ihr so?
Und er hätte es gewiss gesagt,
wenn man nur gewartet hätte. "
Karl Kraus (1874-1936, österreichischer Publizist, Satiriker, Lyriker, Kulturkritiker)
...........................................
"Die Mehrheit stimmt in vielem überein,
die Wenigen stimmen nur in sehr wenigem überein."
Botho Strauss (* 1944, deutscher Schriftsteller und Dramatiker)
...........................................
", sagte eine Blinde,
"
Botho Strauss.
August Sonnenfisch, Anmerkung zum Gedicht

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