August Sonnenfisch

Im Gefühlsstau

 

 

 

Im Gefühlsstau
 


Unversehens warnen Warnblinker
auf der Autobahn vor mir:
gelb blinkende Lichter zu Hauf:
Abbremsen. Stillstand. Stau.
Stillstand zur Linken - in der Mitte - zur Rechten.


Der allwissende Bordfunk kündet:
"Bergungsarbeiten voraus.
Für Stunden alle Fahrbahnen gesperrt".
Ein Unfall? -
Morgen steht's in den Blättern.
Heute Stau:
Stau für uns,
für die glücklich von Unheil Verschonten.

Frisch informiert im Stillstand.
Zum Nichtstun verdammt.
Warten, Stehen, Harren.
Selten nur rollen wir gemächlich voran,
um ein Weniges nur.
Dann wieder Stehen, Stehen, Stillstehn:
Stillstand für die Rastlos-Tätigen,
Stillstand für die Vorwärtsdrängend-Bewirkenden,
Stillstand für die Tüchtigen,
die ausgezogen,
zwei Leben in einem zu leben!

Die ZEIT läuft - doch WIR stehen still.

Stehen still in unseren pfeilschnellen Automobilen.
Stecken fest im Nichtsgehtmehr
der Vielen vor uns!


Die Herbstsonne scheint, eine Wonne!
mediterran, dieses Geschenk -
doch die Lastzüge zu meiner Linken werfen
ihre gewichtigen Schatten.

Kein Entkommen: dem Stau nicht,
den Schatten nur in wenigen
goldenen Augenblicken.


Anscheinend Ortskundige entweichen
auf die Standspur -
in zwei Kilometern
winke eine Ausfahrt,
winke uns Entrinnen! Doch auch
auf dieser Spur
bist du alsbald
 nur eine Schnecke im Standspurstau.

Wie nur diese anscheinend nutzlose Zeit nutzen?
Telefonieren? Knabbern und Trinken?
Durch die Programme sich zappen?
Eine Compact Disc gefällig?
Die Brillen einmal wieder putzen?
Oder loslassen,

geschehen lassen:
eine Katze sein, eine Blume?
Die Unrast fühlen in mir,
das Anrennen fühlen gegen das, was ist!

*
Steckt diese Zivilisation -
in einem Stau? In permanenter
Flucht vor der Stille - in einem Stau?
Steckt dieses Leben süchtigten
Wachstums an Gütern -
in einer Sackgasse, die unsereins spottet?
Ist dieses Leben im olympischen
Widereinander: dieses
Leben im allgegenwärtigen
Richtig und Falsch: dieses Ellenbogenleben,
das zum Erfolg verdammt -
nichts als ein wahnwitziger Stau?

Stauen wir unsere Seelen,

unsere Innerlichkeit -
in all diesen
Beherrschungskünsten der
dinglichen Welt
via Technik und Rationalität?


Verstopfen wir die Poren
unseres Alltags -
in Verpflichtung und Verlockung?
Verraten wir die Liebe -
in all dem Sollen und Wollen?

In all dieser Aufmachung,
in all diesem
Gutdastehenmüssen?

 

*
Und wie steht es um mich?
Lähme ICH mir meine ureigenen Impulse?
Blockiere ich mir meine
ureigenen Gefühle?
Dämme ich meine Weisheit?

Zügele und zensiere ich
die Kreativität meines inneren Kindes?

Und die Botschaften von DIR:
vernebele ich sie?
Deine Wünsche: malträtiere ich sie?
Deine Augen und
deine Küsse: meide ich sie?

*
Der Mensch ist die Glorie der Schöpfung!
Mitnichten zum Stau bestellt:
zum Strom des Lebens sind wir geboren!
Und der Weg aus dem Stau
sei der Weg
durch den Stau hindurch!


Die Unrast fühlen in dir,
das Anrennen fühlen gegen das, was ist!


Deinen inneren Leib
fühlen, in ihm sein:
deine faszinierenden Füße, deinen Atem:

der kommt, innehält und wieder geht
deine faszinierenden
Hände!
Loslassen, geschehen
lassen:
eine
Katze sein, eine Blume!

 






(c)  August Sonnenfisch, 25. Oktober 2012 ff
LITERATUR:

Hans-Joachim Maaz: "Der Gefühlsstau", 12. 2017.
Zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall
ähneln die Krankheitssymptome des "real existierenden Kapitalismus"
denen des "real existierenden Sozialismus".

 

 


 
 

 

 

VOLLSPERRUNG NACH LASTER-BRAND
Bis in den späten Abend war gestern die Autobahn zwischen A und B (etwa 15 km)
nach dem Brand eines Sattelzug-Aufliegers voll gesperrt.
Um 15.30 Uhr hatte der 44 Jahre alte Fahrer eines mit Silikon-Öl beladenen Lasters aus Portugal
den Brand eines Reifens bemerkt. Er konnte die Zugmaschine noch rechtzeitig abkoppeln.
Beim Eintreffen der örtlichen Berufsfeuerwehr sowie der freiwilligen Feuerwehren
aus umliegenden Gemeinden stand der Auflieger in hellen Flammen.
Nach ersten Schätzungen sind rund 15 000 Liter des Silikon-Öls, das in Kunststoff-Behältern gelagert war,
größtenteils in die Kanalisation gelangt und wurden in einem Rückhaltebecken gesammelt.
Die Feuerwehren nahmen noch nicht versickertes Material in Spezialbehälter auf.
Die vom Silikon spiegelglatte Fahrbahn musste von der Feuerwehr und einer Spezialfima gereinigt werden.
Ein Autofahrer, der erste Löschversuche unternommen hatte, wurde dabei verletzt
und vom Deutschen Roten Kreuz in ein naheliegendes Krankenhaus gebracht.
August Sonnenfisch, Anmerkung zum Gedicht

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