Florence Siwak

Geliebter Winter - aus "Winternarren - Winter Weisen"


Er wirkt oft hart und schroff, auch hässlich,
doch wer ihn liebt, der bleibt ihm treu.
Den Freunden bleibt er unvergesslich,
denn – wenn er kommt, wirkt alles neu.
 
Noch gestern hat es grau genieselt,
der Wind stach spitz mir ins Gesicht.
Da – nachts ganz leise kam gerieselt
der erste Schnee – schon war es  licht.
 
Ganz eilig – hastig angezogen,
hinaus ins Freie – vor das Haus.
Die Flocken kommen angeflogen,
ich trete vorsichtig hinaus.
 
Halt mein Gesicht dem Freund entgegen
zum ersten Kuss in diesem Jahr.
Noch ist er zart – nicht so verwegen,
der erste Kuss schmeckt wunderbar!
 
Kühl spüre ich ihn auf der Zunge
und fühle mich so frisch und jung.
Ich fülle selig meine Lunge
mit Luft und mit Erinnerung.
 
Stets wollte  ich als erste raus
und meine Spuren hinterlassen.
Nichts hielt mich da bei mir zu Haus,
ich tanzte einfach durch die Straßen.
 
Die Decke, die so still und weiß,
die habe  i c h  zuerst berührt.
Von außen kalt, doch innen heiß -
schon hat der Winter mich verführt.
 
Und irgendwann – doch nicht so bald
werd‘ ich im weißen Laken liegen.
Dann wünsch‘ ich mir, die Luft sei kalt
und Schnee soll sacht über mir fliegen!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.12.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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