Wolf-Rüdiger Guthmann

Der Schatzsucher

Arm am Beutel, krank am Herzen,
ging Goethe einen Schatz zu graben.
Heute können wir drüber scherzen,
denn einen Schatz kann jeder haben.
Ich wollte auch mal was erleben
und einen dieser Schätze heben.
Doch sucht man nicht mehr mit dem Spaten,
sondern nähert sich zwei Koordinaten.
Koordinaten, konnte ich mich entsinnen,
am Äquator und in Greenwich beginnen.
Sollte ich etwa bis zum Äquator reisen
oder darf ich nach England verweisen?
Ich habe im Internet kurz angefragt,
wie man diese Koordinaten erjagt.
Es kamen so viele Antworten angehastet,
da war mein C 64 völlig überlastet.
Ich musste erst zum Händler laufen
und einen Tablet-PC mir kaufen.
Mit Windows 8, Tasche und Akkusatz
stiegen die Erwartungen an einen Schatz.
Der Kaufpreis hatte fast drei Nullen,
das strich mir gleich die Frühstücksstullen.
Die Technik in Betrieb genommen,
hab ich den nächsten Schock bekommen.
Um die Koordinaten zu finden,
muss man ein weiteres Gerät schinden.
Das kann allerdings sehr viel bieten,
denn es blinzelt mit drei Satelliten.
Würde es eine Frau so treiben,
gäb es sehr viel Schmutz zu schreiben.
Doch die Technik ist dazu geboren,
da wird auch kaum ein Wort verloren.
In einem Pamphlet mit vielen Sätzen
las ich von den verschiedenen Schätzen.
Ein Spaten wird nicht mehr erwartet,
wenn man zu der Suche startet.
Eine kleine Dose, mit Deckel wetterfest,
birgt alle Dinge, wie ein Nest.
Egal ob in Bäumen, Zäunen, Mauerlücken,
man muss sich nur strecken oder bücken.
Doch gibt’s dabei eine Spielregel schon,
alles läuft mit Diskretion.
Kein Fremder, den man Muggel nennt,
soll sehen, wohin der Sucher rennt.  
Also hab ich einen Schatz ausgesucht, 
Technik erworben, probierend geflucht.
Feste Schuhe, dichte Kleidung nur
und schon ging ich in die Spur.
Die Erste der Koordinaten verlief
parallel zur Straße, etwas schief.
Bis dann ein breiter Graben kam,
der den kurzen Weg mir nahm.
Der Umweg hat mich dann verwirrt,
sodass ich erst herum geirrt.
Bei einem Kaffee, den ich mitgebracht,
hab ich in Ruhe nachgedacht.
Der Schatz, ob Aktien oder Geld,
liegt doch nicht mitten auf dem Feld.
Als ich später ein Stückchen rannte,
sah ich als Ziel des Wäldchens Kante.
Und die Zahlen, wie im Märchen,
bildeten nun Zwillingspärchen.
Der Satellit sandte also Siegergrüße,
erschrocken hob ich meine Füße.
Sollte ich etwa auf dem Schatze stehen,
außer dem Baum war nichts zu sehen.
Der Schatzname war wunderbar
und nannte sich „Rapunzels Haar“.
Als Märchenleser wurde ich munter,
denn das Haar fiel von oben runter.
Und richtig, ich sah auf dem Baum
über mir Kaninchenflaum.
Zu der Astgabel, wo es versteckt,
habe ich mich hoch gereckt.
Doch zu kurz, das war gemein,
ich war für den Schatz zu klein.
Da soll man nicht die Krätze kriegen,
wenn so dicht die Schätze liegen.
Glatter Stamm, ich viel zu schwer,
da musste eine Lösung her.
Da sah ich einen zweiten Sucher,
ebenfalls ein Umwegflucher.
Damit er mich von weitem sehe,
hielt das Gerät ich in die Höhe.
Er kam, vernahm und riet dann:
„Wir stellen die Räuberleiter an!
Den Rücken an den Baum halten
und zum Gebet die Hände falten.“
Ich tat es mit Kraft und Mut,
er stieg hinauf bis übern Hut,
griff das Fellchen samt dem Schatz
und sprang ab mit einem Satz.
Ich starrte gleich in die Dose rein,
der Schatz konnten nur Perlen sein.
Sicher war jemand vor uns da,
weil ich nur Papierkrieg sah.
Kleiner Block mit Kugelschreiber,
Sudoku als ein Zeitvertreiber.
Stempel auch mit Stempelkissen,
für Bürokraten, die beflissen.
Und dann ganz zum Schluss
ein Plastefisch, doch ohne Fluss.
Dieser Fisch war nur sehr schmal,
für kleine Dosen ideal.
Er machte als ein echter Schatz
für nen falschen Goldbarren Platz.
Räuberleiter, Schatz verstaut,
Freund gefunden, doch Jacke versaut.
Unterwegs dem anderen gelauscht
und Erfahrungen dabei getauscht.
An der Kreuzung Tschüss-Hallo,
alles gut, wie war ich froh.
 
2012 ©  Wolf-Rüdiger Guthmann 

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