Wolf-Rüdiger Guthmann
Angeleimt
Auf dem Jahrmarkt stand ein Mann,
der bot Klebstoff in Tuben an.
Um zu beweisen seine leimenden Worte,
klebte er Euros aufs Pflaster am Orte.
Er wartete bis die Chemie abgebunden,
und war wieder bereit für neue Kunden.
Der erste, der das Geld entdeckt,
hat erst mal seinen Fuß gestreckt.
Er wollte einen Schubs ihm geben,
um es dann heimlich aufzuheben.
Doch da die Sache sich nicht bewegte,
er lachend seine Schwäche offen legte.
Der Nächste sich zum Schnürsenkel bückte,
doch das Aufheben auch nicht glückte.
Eine Frau mit langen Fingerkrallen
ließ davor ihre Tasche fallen.
Doch es fand sich kein Kavalier,
der samt Münzen sie aufhob ihr.
Ein Kind rief: “ Mama, wir sind reich,
ich bringe dir die Taler gleich.“
Es klaubte mit den kleinen Fingern
emsig an den runden Dingern
und konnte es einfach nicht verstehen,
dass die Münzen nicht abgehen.
Kein Mensch, geschweige denn ein Kind,
versteht, warum andere hinterhältig sind.
Mein Nachbar ist beim Straßenbau,
zieht weiße Linien ganz genau.
Neulich wirkte er an der Fußgängerinsel,
da borgte ich mir schnell den Pinsel,
lief zum Markt, der früh noch leer,
und malte weiß das Münzenheer.
Die Flecke weisen nun ganz klar,
wer der Übeltäter war.
2012 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.12.2012.
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