Inge Hoppe-Grabinger
Es gibt Worte (für Cordelia Lear)
Es gibt Worte,
die im Zeichen der Liebe,
im Geist der Fürsorge,
im Licht der Aufklärung
gesprochen, aber
für Hass und Niedertracht
gehalten werden,
nur weil sie nicht in
süßen Schleim gewickelt,
weil sie nicht wohl dosiert
und kalkuliert,
sondern sachlich,
nicht geheuchelt sind,
um Ernsthaftigkeit bemüht,
weil sie nicht auf
Beifall schielen, weil sie auf
Erfahrung oder schlichtweg
auf W i s s e n beruhen,
leidvoll durchlebt oder
angeeignet;
es gibt Worte, die nicht kränken sollen,
aber als kränkend empfunden werden,
weil sie das eingeigelte Ego antasten,
ankratzen, bloßlegen, zurechtschrumpfen,
relativieren, entlarven.
Dagegen gibt es einen mächtigen Schutz:
den immer wiederkehrenden Zuruf des Chores:
beruhigend, einlullend, tröstend,
verschönernd, aufbauend,
zusammengeschweißt aus ähnlichen
Stimmungslagen,
immun gegen Anstöße,
Kritik abwehrend, empfindlich,
Giftpfeile abschießend gegen Außenseiter,
Wellen ---- unerwünscht,
Der Chor sing aber nur scheinbar
ein gemeinsames Lied:
eigentlich zerfällt er in lichtlose Höhlen
trotz gebetsmühlenartig wiederholter
Berufung auf endlos flutendes LIcht,
auf nie endende Heiterkeit, auf den direkten
Zugang zum Selbst, der immer nur den
anderen nicht möglich ist, weil sie noch nicht
mit sich im Reinen sind, all die Neidischen
Unbefriedigten, während man doch die Lösung
aller Probleme gepachtet hat, for ever and ever,
for ever and ever, for ever and ever,
weil man ja mit der Liebe auf du und du ist,
bis zum Stromausfall.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.03.2013.
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