Alles versichert?

Neulich klopfte es energisch an,
es war ein neuer Versicherungsmann.
Mit dicker Mappe aller Policen
durfte ich ihn eintretend begrüßen.
Ich wär jetzt dreißig Jahre Klient,
Zeit, dass man mir alles nennt.
Auto, Haftpflicht, Katze, Hund
sind versichert bei der „Kunterbunt“.
 
Eine Police fehle auf alle Fälle
gegen die große Tsunami-Welle.
`Läuft die erst übern Bodensee,
ich ihr Haus im Wasser seh.
Und sehen sie sich den Ätna an,
wie schnell ein Vulkan spucken kann.
Kommt die Lava erst gelaufen,
brauchen sie nichts mehr zu kaufen.
 
Selbst dort, wo der Bergbau endet,
die Erde noch Signale sendet.
Was einst als Bauland gewunken,
ist plötzlich in die Tiefe gesunken.
Auch der Alpen steile Gipfel
wackeln wie der Bäume Wipfel.
Und stürzen sie eines tags ein,
sollte man versichert sein.
 
Der Bergsee wird nicht ewig existieren
und sein Wasser bald verlieren.
Springt man dann hinein, zum Baden,
könnte eine Police nicht schaden.
In meiner Versicherungs-Tasche
habe ich etwas gegen Fukushimas Asche.
Brennt sich durch die Erde der Kern
sieht man das in Europa nicht gern.
 
Und dann ist da noch der Meteorit,
der zur  Zeit im Weltall glüht.
Stößt der einst unsere Erde an,
sind sie weder Frau noch Mann.`
Da fragte ich, ihn unterbrechend,
ob mein Leben denn entsprechend.
Wenn der Tsunami schnackelt
und die Alpenwelt dann wackelt,
 
der Vulkan den Bergsee füllt
und Fukushima aus der Erde quillt,
durch den Weltraum-Meteorit
im Tagebau das Geld verglüht,
was soll ich da noch auf Erden,
etwa auch zu Asche werden?
Denn ein langes, sicheres Leben
kann mir keine Versicherung geben.
 
24.05.2013 ©  Wolf-Rüdiger Guthmann