Ingrid E. Patrick
Der Küchenhocker
Mein Mann ist viel zu groß,
um ihm in die Augen zu schau’n.
Da muss ich entweder auf seinen Schoß
oder auf einen Hocker bau’n.
Sehr oft hat er von mir gehört,
dass ich mich hab bei ihm beschwert:
„Setz Dich mal hin, mein lieber Mann,
damit ich mit Dir schimpfen kann!“
Mit hochgestrecktem Hals
wie eine Gans beim Schnattern
kann ich auf diese Weise jedenfalls
nichts ausrichten bei Vattern.
Manchmal hat er mich hochgehoben.
Doch von da oben
- so nah an seinem Gesicht –
ging das Geschimpfe auch nicht.
Am Freitagnachmittag kam mein Mann
mit einem kleinen Küchenhocker an:
„Der ist für Dich, mein Schatz,
willst Du mir hauen auf den Latz!“
Als ich auf den Hocker stieg,
voller Vorfreude auf meinen Sieg,
haben wir beide so lachen müssen
über diese ulkige Posse
von der obersten Hocker-Sprosse!
Geendet hat der Streit mit Küssen.
So hat es in unserem Eheleben
niemals richtigen Streit gegeben.
Der Hocker hat einen Ehrenplatz
als beiderseitiger Mecker-Ersatz.
© Patty Patrick
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.06.2013.
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