Gabriele Förster-Wöbke
Till Eulenspiegel in den Mund gelegt
“Viele Zechen blieb ich schuldig,
fing dafür ein so manchen Hieb.
Die Trinkkumpanen nahmen ´s geduldig,
doch auf der Flucht galt ich als Dieb.
Im Namen Gottes sah ich bangen,
Weiber auf dem Scheiterhaufen;
überall im ganzen Lande,
Menschen - mit den Zangen laufen.
Der Ketzerei beschuldigt
werd´ ich: ungläubig und frevelhaft;
hab´ von allen nur genommen
- ein Leben lang auf Wanderschaft.
So mancher will mich hängen sehen.
Noch keiner hat mich hier entdeckt.
Der Tod kommt schnell - ist er gewiss;
bin bei den Nonnen gut versteckt.
Ihr wollt das ganze Land ermahnen:
gelebt hab´ ich nicht tugendhaft !
- Ihr könnt es sicher nicht erahnen,
welch´ Ehre Ihr mir damit schafft.
Es wird die Wahrheit bald verblassen,
nagt doch allein der Zahn der Zeit.
Ihr werdet Euch schon selber narren
- wenn nur die Sage übrig bleibt.
Den Grundstein habt Ihr selbst gelegt;
wen will es da in späteren Zeiten
noch wundern, was in Mölln geschieht:
als Narr werd´ ich Euch stets begleiten.
Der Masken viele trage ich;
bin überall zu spüren.
Drum folgt mir - durch die alte Stadt -
- lasst Euch in Mölln verführen.“
(© 2004 Gabriele Förster-Wöbke)
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.02.2004.
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