Fred Schmidt
Entrümpelung
Im Frühjahr fasst ich den Entschluss,
den Keller vom Gerümpel zu entleeren,
damit Erben später haben den Genuss,
denn Arbeit können sie entbehren.
Drei Wagen Müll fuhr ich zur Kippe,
alte Tapeten, leere Töpfe, trock’ne Farben,
Eisenstangen – ich brach mit fast ’ne Rippe -
verdreckte Flaschen, Sachen,die verdarben.
Zwei Schränke Bücher, englisch meist,
mein Leben, Literatur und Lehrbetrieb,
Beruf, obwohl mein Herz entgleist’,
entsorgt’ ich alles, was mir war so lieb.
Schließlich hunderte von Dias fand ich,
die wir in mehr als fünfzig Jahren
geknipst und aufbewahrt sehr fleißig,
obwohl vorbei, wir wollten sie bewahren.
Mit einem Gucki sah ich sie mir an,
eine Reise in die Vergangenheit.
Was hatt’ ich vergessen, mannomann!
Familie, Freunde, Vergnüglichkeit.
Mit dem Gucki reiste ich Jahre zurück
ins Aveyron, nach Tucson und Savannah,
Cairns, Acapulco, Atlanta und zum Glück
noch bis zur Domstadt Köln, halleluja!
Im Bettchen liegt ein Säugling klein,
ein Töchterchen, die Äuglein schlau,
sitzt auf dem Balkon im Kleidchen fein,
bestaunt im Zoo den bunten Pfau.
Zehn Jahre später spielt sie im Garten
mit dem Brüderchen, mit dem Hund,
am Weihnachtsbaum sitzen sie, warten
auf all ihre Geschenke kunterbunt.
Und wir, die Eltern, rank und schlank,
ohne Falten, den Kopf voll von Haaren.
Wo ist die Zeit? Wir sind jetzt alt, krank,
und die Kinder älter als wir damals waren.
Mit dem Zeitraffer in die Vergangenheit
holt zurück, was wir damals erlebt haben,
gräbt Erinnerung aus der Vergesslichkeit,
sagt such was life mit allen seinen Gaben.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.01.2014.
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