Paul H. Jansen

Habgier

Meine Tante hab ich sehr geachtet,
aber nie nach ihren leben getrachtet.
Finanziell war ich fast immer klamm und Mau,
sie hingegen gut betucht – alt und grau.
Wäre sie meinen wünschen nachgekommen,
hätte ich ihr nicht das Leben genommen.
Nicht ohne Grund hab ich bei ihr übernachtet,
mehr aus Neugier, dabei auch ihre finanzielle Lage betrachtet.
Während sie schlief ließ ich mein Kennerblick streifen:
traute meinen Augen nicht,
sah Schmuck und Bargeld nahe zum greifen.
Weil meine Barschaft ständig zerronnen,
hab ich gleich alles mitgenommen.
Vor Freude war ich ganz enthemmt, sie, und das weiß ich,
hätte sich von dem Plunder nie getrennt.
Nun hat sie ihre Ruh, denn ich drückte ihr die Kehle zu.
Hob sie am Kragen hoch, und schleifte sie zum Kellerloch.
Ohne großartiges Zeremoniell, denn weil ich sehr in Eile war,
verduftete ich schnell.
Ist ein Mensch entschlummert, gibt es kaum noch einen Hahn
der nach ihm kräht, ähnlich wie ein welkes Blatt das der Wind verweht.
Durch den Umstand meiner Versuchung ist es nun auch im Hause
meiner verschiedenen Tante still, dort wo ich reichlich hab geerntet,
obwohl ich niemals da gesät. Oder weil es das Schicksal so will?
Im Grunde genommen hab ich ihr nur einen Gefallen getan,
denn ihre Organe fingen schon zu kränkeln an.
Zum Glück hat die Polizei mich nicht erwischt,
was hätten die mir alles aufgetischt.
Bei meinen Vorstrafen ohne zögern sofort inhaftiert
und mir gezeigt wie das mit der Bildung funktioniert.
Hätte auf Staatskosten einige Semester Gitterkunde studiert
und der von der Justiz genehmigte Urlaub würde zudem
noch mit kostenloser Logis und Verpflegung honoriert.
Das Dasein ist schon sonderbar,
es gibt kein dauerhaftes Glück im Leben.
Der Mensch kennt Risiken und auch Gefahr,
doch wird er, auf welche Art auch immer
ständig nach dem höherem streben –
bis auf das blaue Wunder: Wer will das schon erleben?

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