Fred Schmidt
Theater
Ich gehe ins Theater jeden Tag
zu sehen, was mich amusieren mag.
Die grosse Bühne ist die Welt
und um Akteure reichlich ist's bestellt.
Dem Präsidenten eine Frau nicht mehr gefällt,
drum er sich einer and'ren zugesellt.
Heimlich er mit dem Scooter zu ihr fährt,
damit sie ihn über Liebe aufklärt.
Prominente haben Steuern hinterzogen,
haben den Staat um viel Geld betrogen,
sich angezeigt, um der Strafe zu entgehen.
Das Publikum kann das nicht verstehen.
In Spanien jetzt in Rajoys Parlament
eine Abtreibungsdebatte heiss entbrennt.
Herein springen drei halbnackte Femen,
um mit Busen auf Politik Einfluss zu nehmen.
In Köln passiert dies dem Kardinal.
Weil seine Weihnachtsmesse war banal,
eine entblösste Feme auf den Altar springt
und sich mit « Ich bin Gott ! » besingt.
In Berlin im Bundestag beschliesst man geil
eine Diätenerhöhung, die ganz steil.
Mit 10% man sich's ungeniert beweist.
Andere werden mit Nullrunden gespeist !
Die Amerikaner bespitzeln einen jeden
und machen damit viel über sich reden.
Aus der Wäsche schauen sie jetzt dumm,
weil man kehrte den Spiess mal um.
« Fuck the EU » sagte die Dame am Telefon,
das gehörte nicht gerade zum guten Ton.
Ins Netz gestellt, ins Russische übersetzt,
da fühlten sich Europa und USA verletzt.
In Israel gab's jetzt ein grosses Gezeter
durch einen europäischen Vertreter,
der nicht nur Loblieder sang auf dieses Land,
sondern auch ein paar kritische Worte fand.
In Syrien herrscht seit langem schon Not,
für viele Menschen bedeutet es leider denTod,
weil die Macht nicht hergibt ein verruchter Tyrann,
und man ihm nicht das Handwerk legen kann.
So wird fast täglich wieder Neues inszeniert,
was mich nicht immer zum Lachen animiert.
Manchmal könnte ich schier vor Wut vergehen
ob der Tragikomödien, die's gibt zu sehen.
Es spendet lang schon nicht mehr Applaus
das Publikum, und da frag ich mich,
wann macht es Schmierenkomödianten den Garaus
und durch ihre Farce einen dicken Strich ?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.02.2014.
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